Samstag, 13. Oktober 2012

wächst und gedeiht

Der Zweifel. Der Zweifel wächst und gedeiht.Der Zweifel  über meine lange positive Einstellung zu Stuttgart21 wächst und gedeiht. Denn langsam, ganz langsam bekomme ich Bedenken. Bedenken dass ich verarscht wurde oder werde.

Zuerst war mir als alter Autofahrer,als einer der in seinem Leben das letzte mal Anfang der 80er Zug gefahren ist das Thema egal. Total egal. Vermutlich aber auch so egal wie es in der Planungs- und Beschlussphase seit ca. 1988 bis 2007 fast 90 % der Restwürttemberger auch war. Im Zuge des um 2009 einsetzenden “richtigen” – Protests mit den Montagsdemonstrationen ging mir dann schnell die Hutschnur hoch. Die meisten Argumente gegen das Projekt hatten für mich keine Relevanz, es kam mir viel auch wie ein großer Kindergarten vor.

Fast alle Argumente gegen den neuen Bahnhof sind oder waren für mich irrelevant:

  • ich habe nichts mit Bonaz’ Naziarchitektur am Hut, find’s schade, dass die Reste von dem “Gefängnis” (so meine Tochter in jungen Jahren) stehen lassen.
  • kann mich über die Bedrohung eines bis vor 2 Jahren unbekannten Baumkäfers echauffieren.
  • kann damit leben,  dass auch alte Bäume gefällt werden, denn diese leben auch nicht ewig und wenn dafür anderswo neue gepflanzt werden umso besser.
  • weiß, dass der Schlosspark schon lange nicht mehr mir oder uns sondern abwechselnd den Strichern, Handtaschenräubern, Drogies, den Parkschützern oder Bauarbeitern gehört.
  • find schon Jack Wolfskin Klamotten alleine mistig, mit “oben bleiben”-Button umso mehr.
  • die vermutete maximal gleiche Leistungsfähigkeit des neuen Bahnhofs tangiert mich nicht.
  • das die Kosten sich verdoppeln werden weiß jeder – na und, besser in Stuttgart als in Berlin / Athen oder Timbuktu investiert.
  • das wir jetzt mal 10 Jahre Baustelle in Stuttgart haben werden. Ich weiß noch wie lange es gedauert hat, bis die Straßenbahn und die B14 vergraben waren.
  • das Cannstatter Mineralwasser trink ich nicht, bin nach wie vor der Cola Typ, also lieber süß statt sauer.

Nein, nein, nein. Ich vertraute auf die Aussagen der Projetbefürworter, der Bahn und der schwarzen Politik. Ich hatte vertraut, dass die schon wissen, was sie tun.

Und dann gibts schon in den ersten Bauphasen ernsthafte Probleme. Beim Grundwassermanagement wurde zwischen Genehmigung und Bedarf getrickst. Teile des abzureissenden Südflügels fallen auf den Bahnsteig, der Umbau des Gleisvorfelds führt zu drei Entgleisungen innerhalb eines Monats. Das Brandschutzkonzept funktioniert so nicht vielleicht auch nie, damit kommt man nach einem Jahr langsam an die Öffentlichkeit. Somit stellt es sich so dar, dass man das was man macht nicht kann (Südflügel / Entgleisungen) und betrügt (Grundwassermanagement) und vertuscht (Brandschutzkonzept). 

Es macht jetzt schon den Eindruck, dass man vor 2 Jahren so auf die Tube gedrückt hat, dass man mit den Bauarbeiten möglichst schnell zu einem “Point of no return” kommt um sich dann so durchzuwursteln.

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