Freitag, 12. Oktober 2012

Stein

Ein Magengrimmen, schon wieder fast das ganze Jahr 2012 hatte ich. Es belastet, diese ganzen was ist wenn…? Das wissen, wieder die komplizierten Prozeduren. Schon alleine die Bürokratie: zum Hausarzt, dort eine Überweisung zum Orthopäden holen, den breitquatschen eine Überweisung zur Untersuchung im Krankenhaus rauszuschreiben. Da ist Geld verdient. Den Termin holen, irgendwann dann in sechs Wochen. Schichten tauschen, Urlaub nehmen.

Im Hinterkopf dann auch immer dieses: was ist, wenn es nicht gut ist ? In der Zwischenzeit ist meine Hospitalphobie so groß, dass ich mir im Fernsehen schon lange nicht mehr Reportagen über Ärzte/Krankenhaus, aber auch schlicht Dr. House oder Greys nicht anschauen kann. Dass sie uns dort nur helfen wollen, dass die uns nichts Böses wollen, ich weiß ein Unbehagen bleibt.

Sie haben umgebaut, sind ein bisschen anders organisiert. Eine zentrale Anmeldung. Gleich im Erdgeschoss, nicht versteckt 3 Stockwerke tiefer. Donnerstag mittags, Orthopädie Ambulanz. Warten. Die Überweisung, die Versichertenkarte bitte. Danke. Anschließend zur “Lungenfunktion” eine Ebene runter, den Gang entlang dann links. Die “Lungenfunktion” habe ich noch nie aufs erste Mal gefunden, ging doch sonst immer hoch und links… ach, die Ambulanz war früher im Untergeschoss egal… Vorbei an Rollstühlen, Betten und über den Flur geschobenen Patienten. Bitte einmal klopfen, dann warten. Ein paar Minuten später ist sie dran. Lächelnd kommt sie wieder raus. Sie hat das Gerät kaputt geblasen oder wenigstens das Mundstück. Nett.

Zurück zur Anmeldung, den Lungenfunktionbericht abgegeben, jetzt einen Termin zum Röntgen bei meiner Kollegin machen. Vier People warten auch noch. Die erste dreiviertel Stunde ist schon wieder rum. Ja, die Gesundheitskarte brauche ich nochmal. Dann bitte im Warteraum 4. . . warten. Ein Junge im Rollstuhl weint. Die Eltern sowie ein Teil der Großeltern sitzen um ihn rum, können die Tränen auch nur physisch unterdrücken, ihre Gesichter weinen mit. Die Tür zur Toilette öffnet sich auf Knopfdruck, klar ist hier alles Behindertengerecht, Rollstuhlgerecht.  Im Wartebereich wird der Mutter der schwerst bewegungseingeschränkten Teenager Tochter die Vorzüge eines neuen Blasenkathetersystems erklärt. Wieso jammere ich?

Die Zentrale Annahme ist geschlossen, als sie vom Röntgen kommt. Der Warteraum leert sich. Die Menschen auf dem Flur wünschen sich einen schönen Feierabend oder ein kannst Du mir noch kurz … dann noch einen schönen… Freundlich nett wie immer dann Frau Doktor,  es sei alles in Ordnung. Mir fällt ein Stein vom Herz. Der Druck im Magen ist weg, die L. will noch einen Schokotrunk vom Automat, 2 €. Mach, nimm, alles was Du willst, ich bin so erleichtert, bin so froh. Dieser Stein ist weg oder mal wieder für hoffentlich sehr lange Zeit zur Seite gerückt.

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