Mittwoch, 29. April 2009

Tokyo Tapes oder Kill Your Idol

Neunte Klasse, neuer Klassenlehrer ein Haßobjekt erster Güte, kommentiert die fehlenden Hausaufgaben mit dem Satz: “Da war es wohl wichtiger sich die Tokyo Tapes zu besorgen”.  Mit dem Satz konnte er sich selbstverständlich nicht bei mir anbiedern, immerhin veranlasste er mich dazu in der Bekanntschaft rumzufragen, wer wohl diese Tokyo Tapes besitzt. Beim Vetter wurde ich schnell fündig und durfte mir das Album auf eine Cassette überspielen. Diese Cassette, eine quitschgelbe AGFA C90 wurde von aussen noch mit schwarzer Lackfarbe bepinselt und wurde von Stund an ungefähr eine Million mal abgespielt. "He’s a Woman, She’s a Man"; "We’ll burn the Sky" und natürlich "Kojo No Tsuki" wurden immer und immer wieder gehört. Ein Meilenstein in meiner musikalischen Sozialisation.
Jahre später, ich glaube 1997 anläßlich des Tags der deutschen Einheit in Stuttgart gaben die Scorpions in der Villa Berg ein “Probekonzert” vor ein paar Menschen, bei dem ich dabei sein durfte, sensationell ! Dann 2 Jahre später traten die Scorpions von gefühlten einhundert Leuten in der mit schwarzen Vorhängen abgehängten Schleyerhalle auf, peinlich. Seit “Wind of Change” und seiner nach Hause ausgerichteten Schildmütze, scheint mir der liebe Herr Meine auch unter einem “Niedecken, Bono, Maffay, Engler” Syndrom zu leiden, d.h. seine Fresse in jede mit einem roten Aufnahmelicht versehene Kamera zu halten, sich zu beklagen, daß man nicht vor Zweitausend Jahren auf der Welt war und nicht ans Kreuz genagelt wurde, das Leid der Welt auf sich zu nehmen und zu jedem Thema seine Meinung kund zu tun. Neuerdings, auch sehr beliebt sieht man ihn dann auf SAT1 in irgend einer Hitparaden (Chart) Schau (Show), nur noch peinlich.

Und so muss man für sich oft erkennen, daß die Idole der Jugend über die Jahre nicht bestehen können und oftmals über die Zeit eher peinlich als verehrungswürdig werden.