Freitag, 14. Juni 2013

geahnt

Und dann möchte ich von Euch nicht hören, ihr hättet nichts geahnt. Gut ihr habt vielleicht deshalb nichts geahnt, weil ihr es einfach nicht mitbekommen habt. Sowieso ist es schwer, gerade von dort was mitzubekommen. Die Boys and Girls agieren ja gerne unspektakulär, vertreten sie doch nicht immer die Meinung und Interessen derer die sie gewählt haben.

Manchmal, leider nur manchmal hat man das Glück und die Öffentlichkeit bekommt Wind davon, so wie bei der glorreichen Idee des EU-Parlaments, in Restaurants keine offenen Olivenöl Kännchen auf den Tischen zuzulassen. Hat für den Kunden den unschätzbaren Vorteil, vor Panschereien des Wirts geschützt zu sein, hätte aber natürlich für Olivenöl Hersteller den unschätzbaren Vorteil, massiv mehr in Micromengen abgepacktes Olivenöl zu vielleicht sogar einem gar nicht so kleinen Micropreis verkaufen zu können. Überrascht zeigte sich dann EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos in Brüssel, über den Protest für seine Lobbypolitik. Für den Entwurf stimmten nur 15 Eu Mitglieder, es fehlte somit eine qualifizierte Mehrheit und der Entwurf wurde verworfen. Ciolos will seine Idee aber weiter verfolgen - warten wir mal ab.

Was anderes. Stellt euch mal vor ihr hättet mit dem Auto einen, Gott bewahre, Unfall. Stellt euch weiter vor, ihr wärt bewusstlos und verletzt und - jetzt kommt's - kein Schwein wäre weit und breit, Niemand würde mit seinem Handy Hilfe holen. Jämmerlich verrecken würdet ihr, während die Anderen um euer Autowrack manövrieren müssten, sich kilometerlange Staus bilden würden.

Wenn ihr euch jetzt bitte noch vorstellen würdet, es gäbe ein System, das ins Fahrzeug eingebaut wird, den GPS Standort und die Fahrtrichtung aufzeichnet, und im Falle einer Airbag-Auslösung die 112 anruft und den Rettungsdienst alarmiert. Millionen - Milliarden Menschenleben könnten gerettet werden.

Toll ist, dass es dieses System tatsächlich gibt, und es auf Beschluss der EU von gestern ab 2015 in jeden Neuwagen eingebaut werden muss. Ein paar der Premium Hersteller werden jetzt sagen, hoppla, das haben wir doch schon, wenn unsere Autos einen gravierenden Fehler melden, wenn der Airbag auslöst oder auf Anforderung durch den Fahrer wird Kontakt mit einer Zentrale aufgenommen, und gefragt wie geholfen werden kann, ob der Rettungsdienst informiert werden soll.

Nein, so wollen wir das nicht, diese Hersteller dürfen ihr System zwar noch benutzen, müssen aber dann parallel dieses EU-System einbauen, dass man zentral... Wichtig einfach, dass es ein einheitliches System ist, an dem dann hoffentlich auch nur ein Lobbyist verdient. Die Kosten, die Kosten sind vernachlässigbar, ist doch ein modernes Automobil mit einer Vielzahl von Sensoren ausgerüstet, die nur clever verschaltet... ein paar hundert Euro aber man muss bedenken dass es hier um Menschenleben geht.

Und mit diesem "es geht um Menschenleben" quasi Totschlagargument fegt man alle Bedenken vom Tisch. Angefangen von vermutlich hundertfachen Fehlalarmen weil der Airbag versehentlich ausgelöst hat. Über die nicht ganz abwegige Vorstellung, dass die lieben Hersteller weil es ja überall Pflicht wird, den Preis für so eine Einrichtung noch einmal derb erhöhen. Bis und dann wird es halt ganz komisch, bis zu meiner Paranoia:
Wir bauen etwas in ein Auto ein, das GPS Informationen kontinuierlich sammelt - und das muss es ja, wenn es zum Beispiel auch die Fahrtrichtung aufzeichnen will, die es nur über die Veränderung der GPS Position ermitteln kann - und diese an eine zentrale Stelle durchgeben kann. Kann es natürlich auch obwohl das Niemand zugeben würde bestimmt auch wenn der Airbag noch nicht ausgelöst hat.

Vorgestern haben wir uns kollektiv über Prism und den amerikanischen Überwachungswahn aufgeregt und gestern beschließen unsere EU-Parlamentarier den nächsten Schritt zur Überwachung, sagt ihr jetzt aber bitte dann nicht ihr hättet nichts geahnt, ich habe ich euch heute hiermit gewarnt.

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