Sonntag, 1. Mai 2011

Tagblatt Turm

2011-05-01 028-2Keine Angst, jetzt haben wir einen neuen Monat und es ist wirklich nur Zufall, dass der erste Titel schon wieder mit “T” beginnt. Ich hätt jetzt auch ganz einfach mit 1.Mai anfangen können oder mir sonst etwas einfallen lassen.

Mir fällt er immer wieder auf, wenn ich in seiner Nähe bin. Wenn ich lang genug versuche mich zu erinnern, weiß ich, dass in diesem Gebäude mal das Fundbüro untergebracht war. Meinen vor hunderten von Jahren verlorenen Schlüsselbund hatten die aber nicht.

Stuttgart, Eberhardstrasse 61, Tagblatt-Turm

 

2011-05-01 038Erst mal wieder den iPod ins Ohr, ich weiß nicht was, weiß nicht, was jetzt passen könnte. Neudeutsch würde man Shuffle – Mode dazu sagen, der iPod nennt’s Zufällige Titel. “Mit einem Taxi nach Paris” Felix Delux, NDW auch schon fast 25 Jahre her.

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Ich hatte es mir vor genommen, hatte mir eine Notiz gemacht. Am nächsten schönen Sonntagmorgen den Tagblatt - Turm fotografieren. Heute. Sonnenschein, 1.Mai, mir macht’s nichts aus, bin nicht der, der auf den Tanz in den Mai geht, lebe solide keine Hexereien in der Walpurgisnacht.

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Bin doch eigentlich ganz früh dran, Sonntag Morgen 8.30 Uhr, am Tag der Arbeit. Kein Problem einen Parkplatz zu finden. Gut Halteverbot aber was soll’s Sonntag 8.30 Uhr. “Ertrinken (in Dir)” die Toten Hosen dank Shuffle–Mode.

2011-05-01 056Ich bin mir nicht sicher, wo der beste Standort ist um den Turm aufzunehmen. Einige Schritte rauf, Richtung Königstrasse, kann nix werden um diese Zeit, ich knipse gegen die Sonne. Dann doch näher ran. Somit runter Richtung Hauptstädter Str. Unruhig umkreise ich den Turm, finde die richtige Perspektive nicht, schleiche einmal um den Block. Nirgends eine Möglichkeit in ein oberes Stockwerk eines der umliegenden Gebäude zu kommen. Er zeigt sich, der Turm, klar, er war das erste Hochhaus in Stuttgart.

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Von hier aus wirkt die Perspektive amerikanisch, oder so wie ich mir amerikanisch vorstelle. Die an dieser Stelle breite Strasse, das Hochhaus, der Turm der sich gegen den Himmel abzeichnet. Ja, das erste Hochhaus Deutschlands in Stahlbeton Bauweise, das erste Hochhaus Deutschlands in Sichtbeton Bauweise, damals 1927 der größte ? längste ? höchste ? Pater Noster, dieser Umlaufaufzug den die EU-Paranoiker erfolgreich verboten haben. Ersetzt, schon lange durch einen Aufzug der Firma Knörzer.

2011-05-01 035Frontal betrachtet, wirkt der Tagblatt Turm wie ein amerikanisches Hochhaus in den 1930er. Ein Geschäftshochhaus, ein Bürohochhaus, die ganze Stockwerkbreite umspannende Fenster, keine Balkone auf dieser Seite. Unterstützt wird dieser Eindruck von der Farbe des Gebäudes, sowie von den Fenstern dieser Vorderansicht, horizontal geteilte Fenster, erinnern an die Schiebefenster aus amerikanischen Krimis.

2011-05-01 046Oben, der Abschluss des Gebäudes nicht gerade abgeschnitten, nicht ein verglastes Penthouse drauf gesetzt, nein, die einzelnen Stränge der Konstruktion auslaufen lassen, unregelmäßig, aber keine drauf gesetzte Konstruktion wenigstens eines Aufzugs Betriebs Häuschens, auch ein großer Wassertank fehlt.

 

2011-05-01 051Seitlich entdeck ich’s dann. Dieser Umlaufende Balkon ? Gang ? ich bin Laie, weiß nicht mal wie man’s nennt. Klaro, jetzt, als ich weiter drum rum gehe, sehe ich dann die anderen Vorsprünge, Balkone.  Sehe die Leitersprossen, die aus U-Förmig gebogenen Metall zu bestehen scheinen, stelle mir vor außen an der Fassade diese Sprossen zu erklettern (erklimmen wäre zu poetisch).

2011-05-01 049Sehe das Geländer auf der Rückseite der Balustrade ? Sehe, dass dieses Geländer nicht verblendet ist, stelle mir den Schauer vor, wenn man von dort ungehindert nach unten schauen kann. Bin über diese schlichte Schönheit mehr als erstaunt. Stelle mir aber an der Balustrade eine Dachterrasse auf dem Frontalen Gebäudezug vor. Ein Grill, Musik, Sommerabend, von hier auf die an dieser Stelle doch auch verkommenen Stadt schauen.

 

2011-05-01 047Abstand gewinnen, ich bin zu nah, ich zieh weiter über die Hauptstädter Str. zum Wilhelmsplatz, zum schönen Wilhelmsplatz, nicht zu verwechseln mit dem anderen den Assi Wilhelmsplatz, das  Zeichens einer völligen Konzept- und Planlosigkeit, dem Cannstatter Wilhelmsplatz, welch ein Unterschied.

 

Wilhelmsplatz Bad CannstattHeute morgen kein Unterschied am Volk das da rum läuft oder, ja vielleicht doch, nur 4 Jugendliche oder eher junge Erwachsene, sitzen hier, beenden demnächst die Walpurgisnacht. Ich überquere den Platz, versuche die Vier nicht zu beachten, es scheint reichlich Alkohol gegeben zu haben, es scheint eine sehr sehr lange Nacht gewesen zu sein. Sie beobachten mich, ich studiere von hier den Tagblatt-Turm, am Gebäude im Vordergrund haben es ein paar geschafft.

2011-05-01 048So eine exponierte große weiße Fläche, da bot es sich doch an sich zu verewigen, seinen Namen in die Welt zu schreien, Es sind nur Namen und ein Herz, Graffiti geht anders. The Long Ryders – “Looking for Lewis and Clark” – der iPod liebt mich,  würde fast wetten, dass das außer mir kein Württemberger kennt, ich genieße es.

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