Freitag, 20. Mai 2011

eingeholt

Freitag vormittags, in Ludwigsburg. Die Terrortochter möchte noch kurz im “Final Cut” Billigklamottenladen die 1/2 Preis Ware begutachten, der immer verständnissvolle Papa bleibt noch kurz in der Fußgängerzone vor dem Laden stehen.

Auf voller Straßenbreite kommen ihm drei Kinderwagen entgegen. Angetrieben von 3 jungen Müttern und einer Freundin. Die Freundinn ist (noch) nicht sichtbar schwanger, wobei dies sowieso schwer zu erkennen ist. Die Vier bringen zusammen geschätzte 1000 kg auf die Waage, dabei ist der Nachwuchs noch nicht mit eingerechnet.
Die Bewegungen des Mundes dienen nicht nur dazu Banalitäten an die Freundinnen raus zu lassen, nein auch Kaugummis wollen gekaut, Zigaretten wollen geraucht werden. Der Ausruf: “Da vorne gibt’s Leggins” läßt die Quadriga links schwenken, geradewegs auf mich zu, ein beherzter Sprung zwischen einen Ständer mit Cardigans auf der einen und einen Ständer mit Blumenkleidern, verhindert, dass die Terrortochter jetzt Waise ist.

Eng an eine Wand gedrückt beobachte ich das Quartett. In ihrer quallenartigen, schwabbeligen Art gleichen sich die vier, wie ein Ei dem Anderen ein Nilpferd dem Anderen. Heller, ganz leicht angegilbter Teint, reichlich Figur, die an den verschiedensten Stellen mit mannigfaltigen Zeichen oder Tattoos verziert ist; ob die 2010 bei der Einen der Geburtstag des Babys oder die Anzahl der Lover war erschließt sich mir nicht.
Ich bekomme fast den Mund vor staunen nicht mehr zu. So viele Muster, Herzen, Zeichnungen bei Jeder, vermutlich wollte die eine oder andere in ihrem späteren Leben Litfaß Säule werden; ein schwacher Erklärungsversuch.

Bei  mindestens Zweien die Vermutung, dass es auch Oberweiten jenseits von doppel D ohne Silikonhilfe geben kann, wobei auch da die Schwerkraft kräftig zieht, wenn man nicht mit Stahlarmierungen im Büstenhalter nachhilft, dessen Träger neckisch das Kreutz der Schwerlastmaschinen ziert.  Die Speckrollen zwischen vermuteter Hüfte und Doppelkinn Ansatz, und da hab ich bis zu fünf gezählt, werden von den speckig strähnigen Haaren komplettiert.

Die Füße, und jetzt sind tatsächlich nicht die schwäbischen Füße, also Beine gemeint sondern die Füße. In Römersandalen, Flip-Flops und Zitronengelben !!! Crocs., die Sohle nach kurzem Gebrauch schon auf Papierdicke zusammengewalzt, das Rasseln einer Klapperschlange wird durch das Reiben einer verhornten Fußsohle, am nicht ganz sauber epilierten Schienbein simuliert. Die Riemen der Römersandalen hinterlassen zentimetertiefe Gräben auf dem Fußrücken der Trägerin, die Dinger gab’s bestimmt im Handel für niveauvolles SM-Zubehör als Zugabe zur neunschwänzigen Lederpeitsche.

Das Alpha-Weibchen der Gruppe, hebt den Kopf, hat vermutlich Witterung aufgenommen, steuert verdammt noch mal in meine Richtung, ich sehe die Abdrücke im Linoleum des Bodens, die Regale und Spiegel vibrieren.  An dem Nasenflügel oder soll ich Nüstern sagen blitzt Etwas. Klar ein kleines Piercing am Nasenflügel, die Ohren voller Glitzer. Und das sind nur die sichtbaren Piercings, ich will mir nicht vorstellen, wo die noch gepierced ist.
Dieses Kopfkino hat ganz sicher keine FSK Jugendfreigabe. Sie hat die Leggins entdeckt. Leggins für Sie, die Gebrüder Mongolfiere haben mit dem gleichen Stoffeinsatz das Fliegen leichter als Luft erfunden. Und seit ich weiß wie Christbäume in das Transportnetz kommen, kann ich mir vorstellen wie die in die Leggins kommt.

Und da brauchts keine Scripted Reality für,s Prekarier TV denn die wird von der Realität eingeholt.

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