Mittwoch, 20. April 2011

Trauer

Heute trauert die Welt, zumindest die Medien- und Journalistenwelt um Tim Hetherington – Fotograf – preisgekrönter Pressefotograf – bekannt für seine Bilder aus den aktuellen Kriegen und Bürgerkriegen. Ein Kriegsreporter, umgekommen durch eine Mörsergranate in Misrata in Lybien.

Wenn man einfach mal davon absieht, dass jeder gewaltsame Tod unnötig ist, dass jeder Tod und jeder Tote schlimm ist und Trauer und Trauernde hinterlässt – was soll’s ? Ist der Tod von Prominenten trauriger, erwähnenswerter als der Tod anderer ? Wenn man dann noch bedenkt, dass der Tod Hetheringtons augenscheinlich und das jetzt wirklich nur in Anführungszeichen, wenn dieser Tod eigentlich “nur” ein Unfall war, sprich, diese Mörsergranate nicht abgefeuert wurde um den Journalisten zu töten. Wie viele Menschen sind durch Granaten vor, beziehungsweise nach dem Treffer Hetheringtons noch gestorben ?

Natürlich brauchen wir Kriegsreporter, woher sollen wir auch die Bilder von Tod, Elend und Zerstörung nehmen ? Wir brauchen unabhängige Journalisten, die darüber berichten, die staatlichen Organe, beziehungsweise die Handybilder der Betroffenen sind nicht verifiziert, nicht glaubhaft genug, wir wollen authentisch informiert werden. Und nur die Deathcams aus irgend welchen Hightech Geschossen und dort nur schwarz weiss, Sekunden vor dem Einschlag sind eher unbefriedigend, weil mittlerweile nicht mehr spektakulär genug.

In der Recherche zu diesem Artikel habe ich mir bei der Spiegel Fotostrecke Bilder von Hetherington betrachtet. Sehr oft zeigen sie leider auch eine Art Kriegsromantik. Ist der Kriegsreporter nicht nur der Beobachter, sondern macht er sich nicht auch das eine oder andere Mal als Adrenalinjunkie, als Westentaschen Hemmingway zum Held ? Und dann, trotz Allem, was bewirkt dieses erschütternde Bild ? Nix, Garnix, Nothing, Niente, Nada, Rien ! Ein paar Menschen sind kurz geschockt und – “äh Schatz reich mir bitte mal die Butter” – und weiter geht’s. Schafft der Kriegsreporter die große Weltöffentlichkeit, die Gegenöffentlichkeit, die verhindert, dass Gräueltaten geschehen ?

Und so fürchte ich, dass auch dieser Tod sinnlos war, wie jeder Tod sinnlos ist. Die Trauer aber bleibt, nicht nur über Herrn Hetherington sondern über alle Opfer von Krieg und Gewalt.

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