Mittwoch, 27. April 2011

theoretisch

Mal angenommen. Mal angenommen man wäre eine Gemeinde der Weine und Kongresse in direkter Nachbarschaft zu Stuttgart. Mal angenommen, man hätte so um 1993 einfach mal so, und weil es da selbst für Schwarze und Freie Wähler schick gewesen ist, seinen grünen Daumen entdeckt. Man hätte ja eine Baumschutzverordnung erlassen können. Eine Baumschutzverordnung, in der Grundstückseigentümern ein Schutz von Bäumen über einem bestimmten Mindestdurchmesser vorgeschrieben wird.

Mal angenommen, es hätte sich bewährt, oder wenigstens keinem der Stadtoberen und Gemeinderäte gestört. Theoretisch wäre dann dieser Artikel schon zu Ende.

Mal angenommen. Mal angenommen, man wäre eine Gemeinde der Weine und Kongresse, die Stadt würde prosperieren, ihr ginge es gut, auch und vor allem finanziell gut. Man hätte mal auf die Idee kommen können, das bestehende Freibad durch ein neues “Kombibad” oder “F.3 Fu$%ing Familien und Freizeitbad” zu ersetzen. Theoretisch hätte das ja auch den einen oder anderen Vorteil. Man könnte das neue Bad nach einem verdienten Bürgermeister benennen, man könnte das neue Bad auf einem für die Gemeinde sonst nutzlosen Agrargrundstück, vielleicht neben dem nicht unbedingt geliebten Jugendhaus errichten.

Mal angenommen. Mal angenommen, man hätte weiter gedacht, man hätte sich überlegt, was denn wohl aus dem Gelände des bisherigen Freibads werden würde. Mal angenommen, die umliegenden Häuser sowie die Kelter würden eine Wertsteigerung erfahren, da nicht mehr neben einem lärmenden von Parkchaoten verseuchten Freibad. Wenn man so weit denkt, wäre es ja auch theoretisch möglich dieses Grundstück der Gemeinde wieder als (Wohn-)Bauplatz zu nutzen.

Mal angenommen. Mal angenommen, man wäre eine Gemeinde mit einer Baumschutzverordnung, die den Bestand vor allem alter dicker Bäume schützt, andererseits Besitzer eines großen innerstädtischen Grundstücks, das sich hervorragend für den Wohnungsbau nutzen ließe. Eines Grundstücks, das im Augenblick aus 3 Schwimmbecken, einen Kiosk und Umkleidekabinen, viel ja sehr viel Wiese und aus alten dicken Bäumen besteht. Theoretisch ließe sich ja die städtische Baumschutzverordnung ändern.

Mal angenommen. Man angenommen, man wäre Gemeinderat. In der Landeshauptstadt an der Gemarkungsgrenze tobt ein bundesweit beachteter Streit um ein Bauprojekt. Mal angenommen, vor wenigen Tagen hätte es eine Auseinandersetzung zwischen Baum- oder Natur- oder richtiger Parkschützern und der Polizei gegeben. Mal angenommen, man merkt als Gemeinderat dann, dass es im Augenblick nicht opportun ist eine Baumschutzverordnung zu kippen, dass das Volk dafür gerade kein Verständnis hat.Theoretisch sollte man sich ja zum Wohle, seiner Bürger, seiner Gemeinde entscheiden. Theoretisch hat man ja eine Mehrheit im Gemeinderat, sollen doch die Anderen, denn theoretisch könnte man ja auch mal verhindert sein, es kann ja auch nicht sein, dass man als Gemeinderat am Ende gar keine Freizeit mehr hat, dass man streng und strikt an jeder Sitzung und Abstimmung teilnehmen muss.

Mal angenommen, meine ganzen Annahmen wären real. Mal angenommen, die die Baumschutzverordnung wurde durch ein Patt, 13:13 Stimmen da 3 Mitglieder der Freien / Schwarzen fehlten nicht gekippt. Theoretisch ist dann dieser Antrag erst wieder in 6 Monaten auf dem Tisch.  - ein bissle blamabel bleibts aber schon.

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P.S. (ein Persönliches Sodele):

  1. ist das oben Gesagte ein alter Hut, die Abstimmung über die Baumschutzverordnung war im Oktober 2010
  2. find ich es richtig gut, dass die Stadt  dieses Bad baut, besser als wenn das Geld in irgendwelche Segelflugzeuge für die Fliegergruppe, der Stadt oder als Transferleistung in andere Städte, Bundesländer, Partnerstädte oder sonst wo geht.
  3. gehen mir die scheinheiligen vorgeschobenen Argumente gegen die Baumschutzverordnung auf den Sack, so: “die Bürger haben dadurch, dass sie ihre Gärten und Grundstücke pflegen gezeigt, dass sie ein Umweltverständnis haben und somit ist die Verordnung unnötig”, “die Verwaltung soll vereinfacht werden”
  4. find ichs halt trotzdem beschämend, wie sich der Staat, der Bund, die Länder, die Kreise und Gemeinden ihre ganzen Gesetze und Verordnungen zu ihrem Vorteil einrichten,

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