Samstag, 30. April 2011

Tagesausflug

2011-04-30 001-2Wer wird Millionär hat dann den Ausschlag gegeben. Am Freitag wurde bei “Wer wird Millionär ?” unter anderem gefragt, was es im Augenblick genau 9 mal in Deutschland gibt, unter anderem waren im Angebot: 3-Sterne Köche oder UNESCO Weltkulturerbe. Ergoogelt hab ich dann, dass es in Deutschland 33 Weltkulturerbe(s) gibt. Eines davon, die Völklinger Hütte haben wir jetzt besucht. Google Maps ergab, dass wir gute 240 km fahren müssen. Normalerweise ist das nicht unsere Richtung, so weit westlich, sind wir da nicht unterwegs. Diesmal also Heinz Becker Land. 
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Dass der April 2011 als der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnung war glaube ich sofort. Wir haben auf der Fahrt profitiert, sonniges Wetter macht sonniges Gemüt. Über Karlsruhe, Landau, Pirmasens nach Saarbrücken, von dort bis Völklingen. Die Hütte ist schon ab Autobahnausfahrt gekennzeichnet. Gefunden haben wir es schnell. Der Schwabe freut sich über einen großen, nahen, fast leeren und kostenfreien Parkplatz.
2011-04-30 007Zeit sollte man mitbringen, für sein Eintrittsgeld wird man gut unterhalten. Wir haben uns vorab beim Imbiss Stand am Einlass mit einem Steak und einer Bratwurst gestärkt. Dann ging’s los. “Wenn Sie fotografieren möchten müssen Sie mir hier unterschreiben, dass die Bilder nur privat genutzt werden” werden sie. Die Tickets und einen kleinen Lageplan, das Drehkreuz am Eingang liest den Barcode. Wir nehmen uns nicht die Zeit, die multimediale Einführung anzusehen. Erkunden das Gelände auf eigene Faust
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Wir machen uns auf den sehr gut ausgeschilderten Rundgang. Ich habe den Eindruck nicht alle Schilder lesen zu können, zu viel Info, andererseits einfach gleich am Anfang die Angst nicht rum zu kommen. Dann ist es aber auch so, und das ist das Privileg so alter Säcke, ich hab keine Klassenlehrerin hinter mir, die morgen den Stoff abfragt. Ich weiß nicht, will und muss es aber im Detail nicht wissen, wie so ein Stahlwerk, so eine Hütte funktioniert.
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Seit 25 Jahren wird hier kein Stahl mehr hergestellt, kein Eisen verhüttet. Ich glaube nicht, dass ich mir auch nur annähernd vorstellen kann, wie das damals gewesen sein muss. Damals als die Hütte noch produziert hatte. Ich stelle mir vor, dass es laut war, vermutlich sehr laut, dass dieser Lärm Tag und Nacht vorhanden war. Eisen auf Eisen, Zischen und Fauchen vielleicht auch nur Stimmen,2011-04-30 026 Motoren es wurde Luft transportiert, viel Luft auch über weite Strecken, unter verschiedenen Drücken. Es wurde Erz und Kohle transportiert, gelagert. Es muss doch gerochen haben, Rauch, Abgase, Staub. Denke auch, dass den einen oder anderen Tag der Himmel kaum zu erkennen war. Im Jahr 1965 waren hier insgesamt 17000 Personen beschäftigt.

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Ein riesen Gelände. Gut ausgeschildert. Nach dem Bahnhof geht’s gleich in die Möllerhalle. Dort wurden die Rohmaterialen, die Rohstoffe gelagert, im Keller wurden die Zutaten gemischt, um dann den Hochöfen zugeführt zu werden. Die alten Rohstoffbunker werden heute als Ausstellungsraum genutzt. Bei unserem Besuch war die “Urban Art !” Ausstellung an der Reihe. Wir haben uns ein paar Minuten Zeit genommen um uns auch diese Bilder anzusehen.




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Nach der Möllerhalle samt Ausstellung geht es dann zu den Hochöfen. Etwas widerwillig holen wir uns einen Helm, ein Gefühl wie nach einem Flohmarktbesuch bleibt immer und die Vorstellung, dass so ein Helm bei einem Absturz auch nicht hilft. Dass es nachher auch niedrige Stellen gibt, das Streben und Träger durchaus in Kopfhöhe sind, wissen wir noch nicht. Wir steigen die Metalltreppen hoch. Ein schöner Blick über die Umgebung. Und ja, die Anlage ist jetzt schon ein viertel Jahrhundert nicht mehr in Betrieb, die Luft ist klar, die Sicht ist gut.


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Dort am Horizont zwei künstliche Hügel, zwei Halden.




2011-04-30 082Auf der anderen Seite des Geländes: Zwei Kühltürme, ein Kirchturm, ein Baumarkt.





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Gitter werfen ein nettes Muster auf den rostig verfärbten Hochofen. Dass dieser genietet und nicht geschweißt ist, ist klar. Immerhin wird im Ofen mit Temperaturen von bis zu 2200 C gearbeitet.2011-04-30 095 Dies sollen die Nieten aushalten. Dicht an Dicht liegen sie nebeneinander.
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Die Orakelkrake Paul kommt mir in den Sinn, wenn ich sehe wie die vier Rohre tentakelgleich, die kleine Blechhütte am Hochofen umschließt. Sowieso sind es diese Assoziationen, die den Besuch so interessant machen, was da jedes Rohr im Detail macht ist uninteressant.

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Hier die Mittelstation, wie ich es nennen würde. Die Loren hängen an Schienen, befüllen aus der Möllerhalle kommend die Hochöfen mit dem Erz gemisch. Ein richtiger Bahnhof. Die Loren waren mit 1-3 to Material bestückt. Und wenn ich nach oben schaue sehe ich nur Metall auf Metall, die Plattform auch aus Metall, nirgends Gummi oder Ähnliches. Der Lärm muss ohrenbetäubend gewesen sein.
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Die Umlenkrolle des Aufzugs, des Krans: Die Firma Stahl aus Schwaben hat auch mitgewirkt.





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25 Jahre Stillstand, Rückbau. Es wird ja nix mehr gewartet. Massive Abplatzungen von Rost zeigen sich, es wird bestimmt aber noch ein paar Jahre halten, es wird noch dauern, bis die Träger durchgerostet sind.
2011-04-30 107Unten der Auslaß des Hochofens. Wie muß dass gewesen sein, wenn der Ofen abgestochen (sagte man so ?) wurde. Wenn die Masse rot glühend über den Boden in dem Kanal lief. Wie stark war die Hitze spürbar. Konnte man sich das Spektakel nur durch getönte Scheiben anschauen. Wie roch es dann ? Wie laut war es ? Es sprengt meine Vorstellungskraft.
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Sie nenne es Paradies. Von hier aus wirkt es fast schon bedrohlich still. Gut die Vögel leben ihre Frühlingsgefühle. In diesem Teil der Anlage befand sich die Kokerei und die Kohlebunker. Die Natur kämpft sich durch. Erobert sich große Teile zurück

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Schön wie stark sich die Natur durchsetzt. Wie lange würde es dauern, bis alles überwuchert ist ?2011-04-30 114
Wir haben das Ende diesen Weges erreicht, werden auf den Weg zurück geleitet. Mir fallen noch ehemals gefließte Räume auf, die Köhler und Arbeiter konnten sich duschen. Gegenüber ist ein Zug abgestelt. Die Eisenrohlinge liegen auf den Waggons.

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