Sonntag, 17. April 2011

Tai Chi

2011-04-17 187 Das Tàijíquán (chin. 太極拳 / 太极拳, IPA (hochchin.) [tʰaitɕitɕʰyɛn], W.-G. T’ai-chi-ch’üan), auch T’ai-Chi-Ch’uan oder chinesisches Schattenboxen genannt, verkürzend manchmal auch nur Tai Chi, ist eine im Kaiserreich China entwickelte Kampfkunst, die heutzutage von mehreren Millionen Menschen weltweit praktiziert wird und damit zu den am häufigsten geübten Kampfkünsten zählt. In der Volksrepublik China ist Taijiquan ein Volkssport und in den Parks der Städte sieht man in den Morgenstunden tausende von Menschen beim Üben der langsamen, fließenden Bewegungen. Vor allem in jüngerer Zeit wird es häufig als allgemeines System der Bewegungslehre oder der Gymnastik betrachtet, das einerseits der Gesundheit sehr förderlich sein soll, andererseits der Persönlichkeitsentwicklung und der Meditation dienen kann. Immer häufiger tritt der Kampfkunstaspekt hinter diesen Aspekten zurück und verschwindet bisweilen ganz. Diese Einführung ist komplett bei Wikipedia gecopyandpasted oder guttenbergisiert worden, sprich wurde von einem Wikipedia Artikel kopiert, der sich übrigens hier befindet. Genug klug geschissen. Man kann’s sich denken. Richtig, der nächste schlaflose Sonntag Morgen. Tai Chi ist’s natürlich nicht, was die polnischen Spargelnutten in der Frühe betreiben. Mit vereinten Kräften decken sie die schwarzen Folien von dem Spargelfeld ab. Viel Handarbeit herrscht beim Spargelanbau auf dem Schmidener Feld, viel dieser Arbeit wird von den  Saisonarbeitern erledigt. Auch natürlich am Sonntag Morgen um 8.00 Uhr. Wir wollten nicht mit denen tauschen. 2011-04-16 002Deshalb nochmal runter zum Kursaal in Bad Cannstatt. Von mir früher eher links liegen gelassen, diesmal jedoch genauer betrachtet. Am Königsplatz das Auto abgestellt, auf den Platz vor dem Kursaal,. Hier versuch ich mein Tai Chi, versuche innere Kraft zu finden, nicht durch fließende Bewegungen nach der Ausrichtung in eine bestimmte Himmelsrichtung. Mein Tai Chi: iPod 3G Eminem, Musik ins Ohr, gerne laut, oft zu laut, nur die Sonne geniessen, merken wie die Temperatur ansteigt, heute riecht es selbst hier nach Frühling. 2011-04-17 134Ich betrete den unteren Kurpark, sehe gleich eine Skulptur auf einer Säule. Gut, das Gartenbauamt ist noch nicht ganz auf der Höhe der Sommerzeit, das Becken in dem die Säule steht ist noch trocken. Der Junobrunnen, gestiftet  vom  “Verschönerungsverein Cannstatt 1910” vor hundert und einem Jahr. Obenauf Juno, die römische Göttin der Ehe und Geburt. Begleitet von einem Pfau, der für die Schönheit steht. An der Säule vier Putten auf je einem Delphin als Wasserspeier, in der griechischen Mythologie der Göttin Demeter, der Fruchtbarkeit zugeordnet. Jede der vier Putten hat in der Hand ein sinngebendes Symbol, das sich mir allerdings oft erst nach erfolgreichem googeln ergeben hat, es sind dies: 

Meerschnecke
GetreidegarbeDie Meerschnecke für den Fischfang links,



die Getreidegarbe für den Gartenbau rechts.


Obstkorb
Weintraubender Obstkorb für den Obstbau links
die Weintrauben für, das wisst ihr ja selbst, auf jeden Fall auf dem rechten Bild


Den Zusammenschluss von damals nur Cannstatt ohne Bad und Stuttgart wird durch das Brunnenbecken symbolisiert.
Man hatte sich Gedanken gemacht, 1905 – schön, wenn auch nicht mein Stil. 2011-04-16 022Ein paar Meter weiter treffe ich schon eher auf meine Stil.  Tai Chi ist es nicht, diese Pose sieht nicht nach inneren Kampfkunst, nach fließenden Bewegungen, nicht nach “in Sich ruhen” aus. Ich muss sowieso näher ran, bis gerade eben hat die Skulptur noch zwei Kindern als linker Torpfosten gedient. Der zertretene Rasen zeigt, dass dies nicht zum ersten Mal passiert. Ich betrachte die Plastik. Ein Torso, die Arme, der Kopf fehlen. Mir gefällt der Stil, diese Form  des linken Unterschenkels. Der Oberkörper scheint leicht nach links verdreht zu sein, hatte Sie über die linke 2011-04-16 017Schulter geblickt, jemandem eine Antwort gegeben ?  kniete Sie vor vielleicht einem Kind, hat dem die Nase geputzt ? das Hemd in die Hose gestopft ? es nur getröstet ?  Die Antwort werde ich nicht erhalten, das verblichene Schild sagt:
“Angelika Wetzel, Antiker Torso, 1971, Eternit”
Bei mir im Ohr: Eminem, diese weiße Rapper, jetzt natürlich angefeindet ob seinen Erfolgs und als nicht authentisch beschimpft. Sei’s drum, ich hör’s gern, übersetze mir die eine oder andere Textstelle, nein, dass ich dann oft in Depression verfalle wundert mich nicht. Mockingbird, die Spottdrossel, der hilflose Versuch, seine kleine Tochter Hailie glücklich zu machen, die sich abzeichnend Scheidung abzuwenden, die Drogenprobleme ihrer Mutter vor der Tochter zu verbergen, Hailie tut mir leid. 2011-04-16 013Sowieso wird’s jetzt extremer, die Ziegelwand, weiß, die Lehnen der Bank an die Wand geschraubt, wozu die Mauer ? Windschutz ? Tatsächlich um sich zu setzten, auszuruhen ? Um diese Zeit noch kein Platz an der morgendlichen Sonne. Den Blick auf die Wasserspiele, drei Bassins – es ist Frühjahr, vielleicht wird es ja noch geputzt und in Betrieb genommen.
2011-04-16 040Schlicht, drei Becken, übereinander angeordnet, von oben nach unten immer größer werdend, mit einem Überlauf, gespeist aus der Säule, die einerseits optisch das Dach trägt, andererseits die Brunnenbecken. Die Becken innen freundlich blau gestrichen, wirkt selbst jetzt noch frisch und nicht schwimmbadmäßig.
2011-04-16 025In Betrieb genommen wurde natürlich aktuell, der Spielplatz, hinter dem Häuschen, ein paar Kinder genießen den Morgen, spielen. Das letzte mal, dass ich bewusst hier war muss vor vierzig Jahren gewesen sein; unser Zahnarzt hatte seine Praxis gleich um die Ecke. Um die Ecke kommt auch ein Penner daher geschlurft. Er scheint mit mir zu sprechen. Ich nehme die Ohrhörer raus. Er deutet auf meine Kamera. “Gutes Licht zum Fotografieren”, recht hat er, seine Geschichte wäre bestimmt auch interessant, ich möchte aber weiter die Wand betrachten.
2011-04-16 031Ist es schon Tai Chi, wenn auf dem Mosaik an der Wand ein fast schon philosophiescher Spruch angebracht ist ? “Überall herrscht der Zufall !” Beim genauen betrachten erkenne ich aber, dass der Spruch in die Fliesen gebrannt ist, das es sich bei den Umgebenden Fliesen um eine Art Rahmen handelt, da kann ich dann nur Vorsatz und keinen Zufall erkennen. Zufall war vielleicht bei dem einen oder anderen, dass er mit seiner Sprühdose ausgerechnet hier vorbei gekommen ist. Kein Zufall natürlich, dass er VFB Fan ist. Was bleibt einem Cannstatter auch anderes übrig ? Für die meisten anderen Sprücheklopfer scheint ein dicker Filzstift gereicht zu haben. Man hat sich 2011-04-16 034infantil, rebellisch, kyrillisch, verliebt und gefrustet verewigt. Und ja richtig, heute schreibt man auch Handy – Nummern an die Wand. Auch hier ist’s dann aber schon wieder Rebellion Light, das Risiko beim bemalen der Wand mit dem Faserschreiber entdeckt zu werden erscheint mir eher gering. Der Stier auf der Fliese rechts unten erinnert an ??? Manchmal bedauere ich, dass ich damals den Kunst Unterricht nicht verfolgt habe. Picasso ? Miro ?
2011-04-16 037Die scheinbar unvermeidbaren Reste einer am Vorabend stattgefundenen Zusammenkunft sind unübersehbar. Sie hinterlässt eindeutige Zeichen, die heutige Jugend. Die Plastikbecher, unter der Bank noch ein, zwei leere Tetrapacks Orangensaft dann noch ein, zwei Flaschen  Wodka oder Whiskey. So wird in trauter Runde der Abend begangen. Hier eher untypisch, noch Reste des Sixpacks Tannenzäpfle. Trinken die wirklich auch Bier ?
2011-04-16 051Am Gebäude vorbei nochmal eine Wand, diesmal aber eindeutiger gestaltet. Hier durften sich bestimmt ein paar Schulklassen austoben. Schön eigentlich auch diese jugendliche Kunst, die hier aber nicht rebellisch, sondern  eher bieder imitierend daher kommt.

2011-04-16 057Langsam komm ich aus dem Tief raus. Überlege schon, mit Hilfe der Skip Taste Herrn Eminem, mit seinem provozierenden Rap, mit seinem stakkatoartigen Gejammer Zu beenden, was optimistischeres wäre angesagt, Haus am See, Peter Fox vielleicht. Die Tulpen erheben sich über die Stiefmütterchen, bestimmt nicht aus Hochmut, sondern auch nur weil sie so gebaut sind. Eine Farbexplosion, der Tag wird fröhlichter, optimistischer, eine Mutter führt ihr Mädchen gassi, die beiden Kumpels der Rentergang, geniessen den Park. 2011-04-16 061Er schiebt ihn  vor sich her, man ahnt, dass die schon viel miteinander erlebt haben, Man merkt aber auch, dass sie ihr Leben lang nicht immer auf der Sonnenseite standen. Er stellt ihn im Rollstuhl ab. Sein Druck auf die Blase wird zu groß, er pisst ins Gebüsch.
2011-04-16 071Die Gruppe, sieht’s nicht. Sie blicken gemeinsam Richtung Kursaal. Ich muss den Weg verlassen, auf die Gruppe zu.,Eng zusammen,laufen die Frauen,  ein paar mit Kind. Auf einem Sockel aus hellem Stein. Die Eine oder Andere eher mit erstauntem Gesichtsausdruck, als unbedingt angstvoll,2011-04-16 073 mehr erschöpft als perspektivlos, mehr so Schicksal ergeben wirken sie. Uniform als Masse der dahin Ziehnden, in der Kleidung unterscheiden sie sich nicht, die Köpfe machen das Individuum, Am Sockel des Denkmals die Charta der deutschen Heimatvertriebenen. Hier im Kursaal 1950 aufgesetellt, die Charta. 2011-04-16 068Am Kursaal erinnert eine Wandtafel daran. Ich lese mir die Charta nicht durch, habe trotz meiner Mutter, die als 4 Jährige auch zur Heimatvertriebenen wurde, die um ein Haar mit der Gustlof untergegangen wäre, keinerlei Draht zu so etwas. Ich hab einfach meine Probleme damit. Eine Bronzeplastik, auf Granit ?
“Denkmal für die Opfer der
Vertreibung 1944-1946”
erschaffen von einer Ingrid Seddig, wie meine Googelei ergibt. Und wie die einen sage, “Irgend wann muss doch mal Gut sein”, denke ich genau das selbe. “Irgendwann muss doch mal Gut sein”, zumal wenn man bedenkt, dass diese Plastik 1986 erstellt wurde. Gedenken an die Opfer ja, aber bitte auf keinen Fall irgend welche revanchistischen Gedanken. Ich glaube einfach nicht, dass es noch sehr viele gibt, 2011-04-16 066die nach 65 Jahren jetzt noch dauerhaft zurück wollen. Zumal sie mit den offenen Grenzen doch alle Möglichkeiten dazu haben.




2011-04-16 081Zehn Jahre vor Beginn der Heimatvertreibung, 1934  wurde der Lautenschlägerbrunnen erstellt. Ein Junge, der wer hätte es vermutet die Laute schlägt oder spielt. Die Gelehrten streiten sich noch ob es etwas mit dem Stuttgarter Oberbürgermeister Lautenschlager, der 1933 aus dem Amt gedrängt wurde, zu tun hat oder nicht. Sitzt der Lautenschla(ä)ger auf einem Ball, oder der Weltkugel ?   2011-04-16 088
2011-04-16 084Der Stein: Travertin oder “Trafertäh” wie mir vor Jahren mal ein Gallerist erklären wollte. Ich sage Trafertin, finden den marmorierten, durch das Mineralwasser gefärbten Kalkstein einfach toll. Muss noch heute an den Boden des Wintergartens bei Oma und Opa denken, der auch mit diesem Stein ausgelegt war. Erinnere mich aber auch, das an dem Brunnen an Kettchen Schalen angebracht waren, aus  denen man trinken konnte. Auf dem Bild, kann man’s wenigstens am Schatten des Hakens beziehungsweise am Haken selbst erkennen. Die Schalen waren da eingehängt.
2011-04-16 094
Ob damals, auch so eine Platte am Lautenschlägerbrunnen angebracht war ? Waren Brunnen früher billiger ? Waren auch so viele Sponsoren beteiligt ? Wird in 77 Jahren der Vulkanbrunnen noch immer an seiner Stelle stehen ?
Gibt es eine Aussage, eine Botschaft ? Genügt, dass er cool aussieht ? Fragen, die ich alle nicht beantworten kann oder will. Modern auf jeden Fall und wenn man den ersten Sponsor auf der Tafel beachtet, weiß man auch wieso der Brunnen so ist, wie er ist. Nett anzusehen ist er. 2011-04-16 095

2011-04-16 104Noch kurz reingeschaut, in die Eingangshalle des Mineralbades, wurde gestern nach der Renovierung wieder eröffnet. Wassergymnastik unter Anleitung eines Trainers und nicht Tai Chi ist das, das die Leute dort gerade machen. Ich wollte dabei auch nicht fotografiert werden, irgendwie komisch sieht’s aus. Drüben, Bäckerei Frank. Für uns Eingeborenen der beste Brezelbäcker. Wenn der Clan schon mal mit dem Bus zum Schifahren gefahren ist, wenn Bekannte Bekannten was besonders Gutes bescheren wollten gab’s Brezeln vom Bäcker Frank. Weiß nicht ob das heute noch so ist, wie die Brezeln heute so schmecken.


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