Die Meerschnecke für den Fischfang links,
die Getreidegarbe für den Gartenbau rechts.
die Weintrauben für, das wisst ihr ja selbst, auf jeden Fall auf dem rechten Bild
Den Zusammenschluss von damals nur Cannstatt ohne Bad und Stuttgart wird durch das Brunnenbecken symbolisiert.
Man hatte sich Gedanken gemacht, 1905 – schön, wenn auch nicht mein Stil. Ein paar Meter weiter treffe ich schon eher auf meine Stil. Tai Chi ist es nicht, diese Pose sieht nicht nach inneren Kampfkunst, nach fließenden Bewegungen, nicht nach “in Sich ruhen” aus. Ich muss sowieso näher ran, bis gerade eben hat die Skulptur noch zwei Kindern als linker Torpfosten gedient. Der zertretene Rasen zeigt, dass dies nicht zum ersten Mal passiert. Ich betrachte die Plastik. Ein Torso, die Arme, der Kopf fehlen. Mir gefällt der Stil, diese Form des linken Unterschenkels. Der Oberkörper scheint leicht nach links verdreht zu sein, hatte Sie über die linke Schulter geblickt, jemandem eine Antwort gegeben ? kniete Sie vor vielleicht einem Kind, hat dem die Nase geputzt ? das Hemd in die Hose gestopft ? es nur getröstet ? Die Antwort werde ich nicht erhalten, das verblichene Schild sagt:
“Angelika Wetzel, Antiker Torso, 1971, Eternit”
Bei mir im Ohr: Eminem, diese weiße Rapper, jetzt natürlich angefeindet ob seinen Erfolgs und als nicht authentisch beschimpft. Sei’s drum, ich hör’s gern, übersetze mir die eine oder andere Textstelle, nein, dass ich dann oft in Depression verfalle wundert mich nicht. Mockingbird, die Spottdrossel, der hilflose Versuch, seine kleine Tochter Hailie glücklich zu machen, die sich abzeichnend Scheidung abzuwenden, die Drogenprobleme ihrer Mutter vor der Tochter zu verbergen, Hailie tut mir leid. Sowieso wird’s jetzt extremer, die Ziegelwand, weiß, die Lehnen der Bank an die Wand geschraubt, wozu die Mauer ? Windschutz ? Tatsächlich um sich zu setzten, auszuruhen ? Um diese Zeit noch kein Platz an der morgendlichen Sonne. Den Blick auf die Wasserspiele, drei Bassins – es ist Frühjahr, vielleicht wird es ja noch geputzt und in Betrieb genommen.
Schlicht, drei Becken, übereinander angeordnet, von oben nach unten immer größer werdend, mit einem Überlauf, gespeist aus der Säule, die einerseits optisch das Dach trägt, andererseits die Brunnenbecken. Die Becken innen freundlich blau gestrichen, wirkt selbst jetzt noch frisch und nicht schwimmbadmäßig.
In Betrieb genommen wurde natürlich aktuell, der Spielplatz, hinter dem Häuschen, ein paar Kinder genießen den Morgen, spielen. Das letzte mal, dass ich bewusst hier war muss vor vierzig Jahren gewesen sein; unser Zahnarzt hatte seine Praxis gleich um die Ecke. Um die Ecke kommt auch ein Penner daher geschlurft. Er scheint mit mir zu sprechen. Ich nehme die Ohrhörer raus. Er deutet auf meine Kamera. “Gutes Licht zum Fotografieren”, recht hat er, seine Geschichte wäre bestimmt auch interessant, ich möchte aber weiter die Wand betrachten.Ist es schon Tai Chi, wenn auf dem Mosaik an der Wand ein fast schon philosophiescher Spruch angebracht ist ? “Überall herrscht der Zufall !” Beim genauen betrachten erkenne ich aber, dass der Spruch in die Fliesen gebrannt ist, das es sich bei den Umgebenden Fliesen um eine Art Rahmen handelt, da kann ich dann nur Vorsatz und keinen Zufall erkennen. Zufall war vielleicht bei dem einen oder anderen, dass er mit seiner Sprühdose ausgerechnet hier vorbei gekommen ist. Kein Zufall natürlich, dass er VFB Fan ist. Was bleibt einem Cannstatter auch anderes übrig ? Für die meisten anderen Sprücheklopfer scheint ein dicker Filzstift gereicht zu haben. Man hat sich infantil, rebellisch, kyrillisch, verliebt und gefrustet verewigt. Und ja richtig, heute schreibt man auch Handy – Nummern an die Wand. Auch hier ist’s dann aber schon wieder Rebellion Light, das Risiko beim bemalen der Wand mit dem Faserschreiber entdeckt zu werden erscheint mir eher gering. Der Stier auf der Fliese rechts unten erinnert an ??? Manchmal bedauere ich, dass ich damals den Kunst Unterricht nicht verfolgt habe. Picasso ? Miro ?
Die scheinbar unvermeidbaren Reste einer am Vorabend stattgefundenen Zusammenkunft sind unübersehbar. Sie hinterlässt eindeutige Zeichen, die heutige Jugend. Die Plastikbecher, unter der Bank noch ein, zwei leere Tetrapacks Orangensaft dann noch ein, zwei Flaschen Wodka oder Whiskey. So wird in trauter Runde der Abend begangen. Hier eher untypisch, noch Reste des Sixpacks Tannenzäpfle. Trinken die wirklich auch Bier ?
Am Gebäude vorbei nochmal eine Wand, diesmal aber eindeutiger gestaltet. Hier durften sich bestimmt ein paar Schulklassen austoben. Schön eigentlich auch diese jugendliche Kunst, die hier aber nicht rebellisch, sondern eher bieder imitierend daher kommt.
Langsam komm ich aus dem Tief raus. Überlege schon, mit Hilfe der Skip Taste Herrn Eminem, mit seinem provozierenden Rap, mit seinem stakkatoartigen Gejammer Zu beenden, was optimistischeres wäre angesagt, Haus am See, Peter Fox vielleicht. Die Tulpen erheben sich über die Stiefmütterchen, bestimmt nicht aus Hochmut, sondern auch nur weil sie so gebaut sind. Eine Farbexplosion, der Tag wird fröhlichter, optimistischer, eine Mutter führt ihr Mädchen gassi, die beiden Kumpels der Rentergang, geniessen den Park. Er schiebt ihn vor sich her, man ahnt, dass die schon viel miteinander erlebt haben, Man merkt aber auch, dass sie ihr Leben lang nicht immer auf der Sonnenseite standen. Er stellt ihn im Rollstuhl ab. Sein Druck auf die Blase wird zu groß, er pisst ins Gebüsch.
Die Gruppe, sieht’s nicht. Sie blicken gemeinsam Richtung Kursaal. Ich muss den Weg verlassen, auf die Gruppe zu.,Eng zusammen,laufen die Frauen, ein paar mit Kind. Auf einem Sockel aus hellem Stein. Die Eine oder Andere eher mit erstauntem Gesichtsausdruck, als unbedingt angstvoll, mehr erschöpft als perspektivlos, mehr so Schicksal ergeben wirken sie. Uniform als Masse der dahin Ziehnden, in der Kleidung unterscheiden sie sich nicht, die Köpfe machen das Individuum, Am Sockel des Denkmals die Charta der deutschen Heimatvertriebenen. Hier im Kursaal 1950 aufgesetellt, die Charta. Am Kursaal erinnert eine Wandtafel daran. Ich lese mir die Charta nicht durch, habe trotz meiner Mutter, die als 4 Jährige auch zur Heimatvertriebenen wurde, die um ein Haar mit der Gustlof untergegangen wäre, keinerlei Draht zu so etwas. Ich hab einfach meine Probleme damit. Eine Bronzeplastik, auf Granit ?
“Denkmal für die Opfer der
Vertreibung 1944-1946”
erschaffen von einer Ingrid Seddig, wie meine Googelei ergibt. Und wie die einen sage, “Irgend wann muss doch mal Gut sein”, denke ich genau das selbe. “Irgendwann muss doch mal Gut sein”, zumal wenn man bedenkt, dass diese Plastik 1986 erstellt wurde. Gedenken an die Opfer ja, aber bitte auf keinen Fall irgend welche revanchistischen Gedanken. Ich glaube einfach nicht, dass es noch sehr viele gibt, die nach 65 Jahren jetzt noch dauerhaft zurück wollen. Zumal sie mit den offenen Grenzen doch alle Möglichkeiten dazu haben.
Zehn Jahre vor Beginn der Heimatvertreibung, 1934 wurde der Lautenschlägerbrunnen erstellt. Ein Junge, der wer hätte es vermutet die Laute schlägt oder spielt. Die Gelehrten streiten sich noch ob es etwas mit dem Stuttgarter Oberbürgermeister Lautenschlager, der 1933 aus dem Amt gedrängt wurde, zu tun hat oder nicht. Sitzt der Lautenschla(ä)ger auf einem Ball, oder der Weltkugel ?
Der Stein: Travertin oder “Trafertäh” wie mir vor Jahren mal ein Gallerist erklären wollte. Ich sage Trafertin, finden den marmorierten, durch das Mineralwasser gefärbten Kalkstein einfach toll. Muss noch heute an den Boden des Wintergartens bei Oma und Opa denken, der auch mit diesem Stein ausgelegt war. Erinnere mich aber auch, das an dem Brunnen an Kettchen Schalen angebracht waren, aus denen man trinken konnte. Auf dem Bild, kann man’s wenigstens am Schatten des Hakens beziehungsweise am Haken selbst erkennen. Die Schalen waren da eingehängt.
Noch kurz reingeschaut, in die Eingangshalle des Mineralbades, wurde gestern nach der Renovierung wieder eröffnet. Wassergymnastik unter Anleitung eines Trainers und nicht Tai Chi ist das, das die Leute dort gerade machen. Ich wollte dabei auch nicht fotografiert werden, irgendwie komisch sieht’s aus. Drüben, Bäckerei Frank. Für uns Eingeborenen der beste Brezelbäcker. Wenn der Clan schon mal mit dem Bus zum Schifahren gefahren ist, wenn Bekannte Bekannten was besonders Gutes bescheren wollten gab’s Brezeln vom Bäcker Frank. Weiß nicht ob das heute noch so ist, wie die Brezeln heute so schmecken.
s
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