Sonntag, 2. November 2014

Kirchheim unter Teck

fast schon zweimal jährlich sind wir auf dem in dieser Frequenz auftretenden verkaufsoffenen Sonntag in Kirchheim. Heute wieder. Persönlich kann ich mich nicht erinnern, dort jemals etwas gekauft zu haben.

Es ist eher dieses durch die Menge treiben lassen und schauen. Schauen, dieses squardi, dieses den Blick umher schleifen lassen, spannen, wie uns vor hunderten von Jahren ein Kellner in Südtirol vorgeworfen hat, ‘squardi’, looky looky machen, lächelte er als er mitbekam wie wir Kumpels, auf der Terrasse der Schihütte (damals noch Skihütte) den Mädls nachschauten.

Nicht so, dass ich nach Mädels geschaut hätte, aber so eine Voralbstadt, ist einfach natürlich ein großer Zirkus, eine riesige Bühne der seltsamsten Menschen, Künste und Gestalten. Dieses einfach die Ohren aufmachen, die Augen öffnen und nur beobachten, aufnehmen.

“Jo leck mi no am Arsch, send ihr au do”, quer über den Platz gebrüllt, zu der anderen Familie, da die Tochter soeben gewarnt hatte: “uffbassa, do henda kommd dr Woiza Glaus ond dia Soine” - und wie sich das Rehkitz nur tiefer in die Kuhle drückt, wenn es denn Mähdrescher hört, versucht es die angesprochene Familie mit ducken. Erfolglos.

“Sendr au en dr Schdadt” schon alleine die Unverfrorenheit diese paar Meter Fußgängerzone als Stadt zu bezeichnen.

Teck-Grill, keine Belagerungsmethode aus dem Mittelalter sondern der Gegend angepasst, ein Schnellimbiss mit Bezug zur örtlichen Burg und Landschaft. Der neueren Zeit angepasst ein Holzkohlegrill sowie genau dieser Drehspießgrill, unseren Südosteuropäischen Nachbarn bezeichnen dieses Dreherei ja als Döner. Diesen Döner gibt es da reichlich. Eine Rote Wurst leider nicht.

Durch die Schaufensterscheibe beobachte ich Menschen im “Aroma KaffeeKultur” Café. Sie sehen aus, wie man sich Menschen im “Aroma KaffeeKultur” Café vorstellen würde. Keiner ohne Schal, niemand ohne Wolljacke. Das iPhone nur hin und wieder für einen kurzen Blick aus der Tasche und auch darin wieder zurück. Auf unbequem wirkenden Barhockern, am zu schmalen Fensterbrett der Kaffee, aufgeschäumt mit irgend etwas nachhaltigfairgehandeltemveganlactoseundzuckerfreikoscheremhalallowcarbundglutenfreiem, keine Milch sondern eine Botschaft.

Die restliche Botschaft holen sich die Menschen aus der ausgelegten Presse oder Literatur, wieso mal nicht wieder während eines Kaffees seinen Faust oder auch nur den Kant...und vergessen sie den Hegel nicht oder auch nur die Samstagszeitung zu studieren

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