strange

eigenartig, das Publikum im Imbiss des Restaurants Hauptbahnhof am Tübinger Bahnhof. Zwei Herren in Muskle Shirt und kurzen Hosen vor den Spielautomaten, 2 späte Mädels daneben. Eine mit mehr Körpergewicht und Fettzellen als üblich, eine mit strähnigen Haaren und verhärmt. Die eine vor einer Portion Pommes mit Ketchup und Mayo, die andere vor einer Halben. “Ich bin ja nicht blind, ich bin ja nicht taub” und “ich kann doch auch riechen” ist des Meisters Antwort auf ihren Hinweis, dass er sich auch was nehmen darf. Da ist die Liebe sicher schon lange tot.

Hinterm Tresen eine junge Frau, telefoniert mit dem Handy, schafft dies auch ohne Verwendung mir geläufiger Vokale. Es klingt ein Bisschen wie das rosa Rauschen, dieses Zwitschern wenn wir früher am Radio die Sender gesucht hatten. Als sie mich dann doch als potentiellen Gast erkennt klappt sie das Smartphone kurz vom Ohr.

“eine Curry, eine Normale” gut, ich hätte es mir auch mal als Klingelton machen lassen können.

Von der mit Alubedeckten Grillplatte wo die Würste auf spätere Verwendung warten wandert eine Weiße zwischen die Alufoliengeschützten Seiten eines Tischgrills. Niedrigtemperaturgaren scheint hier angesagt zu sein.

Flink legt Madame eine Serviette auf den Tresen, ein Brötchen darauf und scheint es mit dem Stupfer fixieren zu wollen.

2,80 € ich zahl schon mal. Und Warte. Die zwei Paare reden ? miteinander. Wenig Erbauliches, die Kinder, der Schwiegersohn, noch ein Bier, der Job, was will man erwarten bei Hartz IV, mit den Problem beim Amt. Ich warte noch immer, nicht nur darauf, dass sich die vier prügeln sondern auch auf meine Wurst.

Irgendwann hat dann aber die Bräterinn erbarmen mit der Wurst, packt diese von dem Tischgrill in den Schnitzler, haut eine Kelle voll Soße auf die Wurststücke und pulvert das Ding. Voila. Ihre Currywurst. Weder kommt guten Appetit über ihre Lippen noch sonst etwas, vermutlich ist sie nur verwundert, dass jemand um diese Zeit schon was essbares bestellt.

Tapfer stupfe ich los und...

...und verbrenn mir gleich mal die Gosch den Mund. Die Soße ist viel zu heiß, die Wurst blieb ja auch nach ihrem Dörrprozess auf dem Tischgrill eher kalt. Dann aber die Überraschung, geschmacklich kann das Ding durchaus punkten, die Soße ist nicht süß, leicht fruchtig schön würzig und angenehm rezent. Prima. Das Brötchen ist knusprig ohne zu frisch und bröselig zu sein, so muss das.

 

 

Wer also mal in Tübingen ist, kann durchaus mal im Hauptbahnhof so ein Würstle zu sich nehmen, zumal es trotz allem dort sehr sauber wahr. Keine geschmackliche Offenbarung aber durchaus genießbar.

 

Imbiss beim

HAUPTbahnhof
Europaplatz 19

72072 Tübingen