Die Pferde werden vor allem wegen ihres ruhigen Temperaments Kaltblüter genannt. Es sind große, schwere Pferde, die wegen ihrer Zugkraft geschätzt werden. Arbeitspferde eben. Fuhrleute setzten diese Pferde früher gerne ein, heute werden sie hin und wieder in der Forstwirtschaft eingesetzt.
Genug klug geschissen, Fuhrmannstag war in Neuhausen ob Eck, wir waren dabei.
Das Freilichtmuseum veranstaltet diesen Fuhrmannstag, er sei der größte, mit den
meisten Besuchern im Land. Gleich nach der Kasse, dem moderaten Eintrittspreis von 5 Euro, die ländliche idyllische Dorfkulisse. Auf einer Wiese wird demonstriert wie mit einem von 2 Pferden gezogenen Rasenmäher gemäht wird.
Am Dorfteich sonnen sich Frösche, die Gänse sind in für sie sicherer Entfernung hinten am Ufer. Entspannt wirkt die Szenerie.
Der Parcours für den Gespann Wettbewerb geht über das ganze Gelände. Ein Wagen bahnt sich den Weg. An der nächsten Station ist rückwärts fahren gefragt. Schön gemeistert. Wir kommen zum Dorfplatz. Rechts ins Kaufhaus Pfeiffer, voll ist es natürlich, klar war es schon, dass wir heute nicht die Einzigen sind. Auch hier gilt, wir werden nochmal kommen, werden uns das Ganze nochmals genauer anschauen. Freue mich schon drauf.
Zurück auf den Platz. Am Brunnen werden 2 Pferde getränkt. Cool, entspannt die Viecher, keine Hektik trotz der vielen Leute drum herum.
Vierspännig steht der Zug mit dem Wagen der Brauerei auf dem Platz. Die Menschen sind fasziniert. Wir denken, dass wir das aber auch schon sechs oder achtspännig mit größeren Pferden gesehen haben. Es fehlt (glücklicherweise) das Angeberhafte einer sonstigen Pferdeveranstaltung. Keine teuren Sportwagen auf dem Parkplatz, keine Champagner Verkostung. Mütter haben die Kinder auf dem Arm, lassen sie Pferde streicheln.
Bevor wir uns jetzt die restliche Veranstaltung anschauen meldet sich der Hunger. Das Museum ist darauf eingerichtet. Essen- und Getränkebon gekauft, Maultaschen in der Brühe für Sylvia, Maultaschen geschmälzt mit Kartoffelsalat für mich. Mehr als nur den Hunger gestillt, es schmeckt richtig gut. Durchs hungrige Volk laufen Hühner und ein Hahn, sind die glücklich, weil freilaufend oder sind die glücklich, weil von manchem Tisch doch das eine oder andere Stückchen Brot fällt oder gefällt wird.
Weiter, am nächsten Feld ist wieder ein Parcours aufgebaut. Ein Pferd muss einen ca. 8 Meter langen Baumstamm über die Hindernisbahn bewegen. Gelassen, cool wirkt das Pferd. Kaltblütig. Es wird dirigiert von seinem Herrn an der langen Leine am langen Zügel. Ruhig, mit viel Übersicht, meistern die Beiden die Strecke. Weit ausholend biegen sie in das nächste Hindernis ein. Vorsichtig, fast schon vorausschauend geht das Pferd. Achtet auf seinen Schritt, steigt über ein Hindernis um dem angehängten zirka 300 kg schweren Stamm ohne Strafpunkte zu bugsieren. Und beiden merkt man ihre Erfahrung an, der 12 jährige Wallach weiß worauf es ankommt. Wir sind fasziniert. Hier sehe ich mehr blindes verstehen und vertrauen, als in mancher Dressur. Auf unserem Rückweg, werden wir nochmal daran vorbei kommen, dann wird sich ein Dreijähriger Hengst noch deutlich schwerer tun diese Aufgaben zu bewältigen.
Nicht Pony reiten, nicht Kinderschminken. Nein, gegen einen geringen Obolus kann man mit dem Kaltblüter eine Runde im Viereck laufen. Schön für die alternativen Mädchenträume und wenn es nicht zum durch die Provence mit einem Esel wandern oder Yak hüten in Tibet reicht, wieso nicht ?
Von Eurosport beim nächtlichen Durchzappen kannte ich etwas Ähnliches. Dort als Traktorpulling. Ein Landwirtschaftliches Gerät, meist leicht aufgemotzt mit zum Beispiel einer Jet Turbine, zieht einen Schlitten mit einem Gewicht über die Strecke. Hier ist es ähnlich. Ein oder Zwei Pferde ziehen diesen Schlitten über die Wiese. Dabei besteht die erste Schwierigkeit darin, erst mal den Schlitten “anziehen”, wenn er dann in Bewegung ist kommen noch Drei ungefähr je 100 kg schwere Helfer und erhöhen somit das Gewicht nochmals, indem sie auf den Schlitten stehen. Die Pferde ziehen ungefähr ihr Körpergewicht, über 700 kg sind es meist. Ich wusste von so einem Wettbewerb bis dahin nichts. Interessant war es aber schon.
Und sonst ? Wenn man sich sonst so im Freilandmuseum umsieht, die oftmals dünnen Stuhlbeine oder Bretter der Bänke betrachtet, muss man zu den Schluss kommen, dass die Menschen heutzutage deutlich schwerer sind. Die Menschen haben und zeigen Figur, Tattoos sind wieder im kommen. Man trägt offensiv BH, gerne auch in Hautfarbe: weiß.
Im vergleich zu dem Mädchen ist dieses Pferd riesig. Trotzdem “Mama jetzt will ich mal selber reiten” nett.
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