Donnerstag, 28. August 2025

Teilhabe

Teilhabe – das Lieblingswort der Sozialpädagogen. Klingt nach Bastelkreis, Mitmachzirkus, Demokratiefest.

Doch in Wahrheit darf man jetzt auch woanders mitspielen: im Endspiel.
Der Spiegel schreibt trocken: „Die Aufgabe der neuen Jets wird die nukleare Teilhabe sein.“
Heißt übersetzt: Glückwunsch, ihr dürft auch Atombomben werfen.

Mittwoch, 20. August 2025

Humor ist keine Ausleihfrist

 

Neulich bin ich über eine alte Mail von 2013 gestolpert. Die Geschichte begann damals mit einer Postkarte der Stadtteilbibliothek.

Darauf stand sinngemäß:

„Bei der Rückgabe des Reiseführers fehlt die beiliegende Karte.“

Stimmt. Die Karte war weg.

Also habe ich zurückgeschrieben – so:


Betreff: Dumont Reiseführer „Grand Canaria“

Hallo Frau M., hallo restliche Stadtteilbibliothek, ups, da ist mir mit dem Reiseführer ein Malheur passiert. Nach längerem Überlegen bin ich zu der Vermutung gelangt, die Karte liegt aller Wahrscheinlichkeit nach in dem silbernen Polo mit dem spanischen Kennzeichen 8955 HSS, ein Mietwagen übrigens, in der Ablage der Fahrertür. Sprich, ich Dussel hab sie dort vergessen, verschlampert wie wir Schwaben dazu auch sagen. Da es mir in der Kürze der Zeit leider nicht möglich ist, nochmals nach Maspalomas auf Grand Canaria zu fliegen möchte ich Sie bitten, mir den Reiseführer samt Karte, übrigens ein ausgesprochen informatives Exemplar seiner Gattung, in Rechnung zu stellen. Bitte sind Sie so freundlich und nennen mir den Betrag, den ich Ihnen schuldig bin, sowie eine Kontonummer und ich werde Ihnen das Geld flux überweisen. In der Hoffnung, dass Sie mir trotz dieses Missgeschicks gewogen bleiben, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen F. L. Fellbach

Ich fand das eigentlich eine ganz hübsche, selbstironische Lösung.

Die Antwort der Bibliothek fiel allerdings eher unter „Verwaltungsstil“:

„Bitte besorgen Sie ein neues Exemplar und geben Sie es vor Ort ab.“

 Kurz. Trocken. Humorlos.

Also habe ich tatsächlich ein neues Buch besorgt und brav abgegeben.



Heute – zwölf Jahre später – lese ich das wieder und denke:
Die Pointe lag auf dem Tisch.
Ein halbes Augenzwinkern hätte gereicht.

Aber offenbar gilt bei Bibliotheken:
Humor ist keine Ausleihfrist.

Samstag, 26. Juli 2025

widerwärtig

 Was ist passiert?

Ein Hakenkreuz auf einem Stimmzettel. Im Landtag. Bei einer geheimen Wahl. Und weil niemand mehr unterscheiden kann, was geheim und was symbolisch verwertbar ist, wurde es öffentlich gemacht – von der Landtagspräsidentin persönlich. "Es widert mich an", sagte sie. Das war der Beginn einer Inszenierung.

Die Polizei ermittelt. Aber bitte keine Fingerabdrücke nehmen – sonst müssten ja alle erkennungsdienstlich behandelt werden. Und das geht nun wirklich nicht in einer Demokratie, in der man lieber die Öffentlichkeit empört als Prozesse schützt.

Die AfD sagt: Wir waren's nicht. Die anderen sagen: Doch. Die Presse sagt: Vielleicht. Alle sagen irgendwas. Nur das Wahlgeheimnis sagt: Nichts mehr.

Der Zettel wurde in der Urne auf der Seite der SPD und Grünen gefunden. Nicht offiziell, aber durchgestochen genug, um es zu wissen. Die Urnen stehen nämlich sortiert. Nach Partei. Praktisch.

Und auf dem Zettel? Hakenkreuz neben dem Ja-Kästchen für den AfD-Kandidaten. Da war er also, der perfekte Skandal. Alle empört. Alle aufrecht. Alle bereit zur symbolischen Reinigung.

Was sich niemand fragt: Wie kommt es, dass bei einer geheimen Abstimmung irgendjemand weiß, was auf einem Stimmzettel steht? Wer es war? Und warum das überhaupt jemand weiß?

Ich finde Hakenkreuze widerwärtig. Und ich finde es mindestens ebenso widerwärtig, wie bereitwillig hier ein demokratisches Prinzip geopfert wurde, um Empörung zu performen.

Wahlgeheimnis? War mal.

Frau Aras sprach öffentlich über den Inhalt eines Stimmzettels. Die Urnen sind parteilich aufgestellt. Die Polizei wird eingeschaltet. Der Täter – später bekannt – war ein SPD-Vizepräsident. Aber erst mal durfte die AfD pauschal verdächtigt werden. Ordnung muss sein.

Und dann? Dann tritt Daniel Born einen Tag später zurück. Emotionaler Ausnahmezustand, sagt er. Reue. Reue dafür, das Hakenkreuz gezeichnet zu haben. Nicht für den demokratischen Flurschaden.

Man hätte den Zettel einfach für ungültig erklären können. Hätte ihn archivieren können. Fertig. Kein Skandal, keine Debatte, kein moralisches Theater. Stattdessen: Bühne frei für das große „Wie konnte das passieren?“

Und was bleibt?

Ein beschädigtes Verfahren. Eine entkernte Demokratie. Ein Haufen Empörte.

Und eine Frage: Wann wurde das Beichtgeheimnis eigentlich aus dem Parlamentsbetrieb entfernt?

Donnerstag, 24. Juli 2025

Fehrmarnbelttunnel update

Es passt ja wunderbar in diese „Alles ist schlecht“-Zeiten. Schlecht ist beispielsweise, dass wir Schwaben alles können – außer Hochdeutsch. Noch schlechter ist, dass wir Deutschen den Eindruck machen, gar nichts zu können – schon gar keine Infrastrukturprojekte. Und wenn die dann sogar bi- oder trinational sind, dann geht nichts mehr voran.

Der Fehmarnbelttunnel – da hatte ich vor 5 Jahren schon mal was geschrieben. Heute fiel mir diese Meldung bei Spiegel Online auf. Wie dort mitgeteilt wird, verzögert sich das Ganze um mindestens 3 Jahre – natürlich der deutsche Teil des Projekts. Setz ich mir halt einen neuen Reminder auf den 1.1.2033. Da werd ich, wenn es mein Schöpfer zulässt, 69 Jahre alt sein – und in einem Alter, in dem ich den Tunnel sowieso nicht mehr besuchen werde. Schade.

Mittwoch, 23. Juli 2025

tut

  „Sogar fluchen tut er kaum.“

Na, dann tut er hoffentlich bald wieder richtig singen tun.



Samstag, 12. Juli 2025

zu spät

 Ja, die Gesundheit sei auch nicht mehr so – die Niere, die Neurodermitis, und wegen der Makula sieht sie doch fast nichts mehr.

Die Operation wegen Brustkrebs war erst vor ein paar Wochen, jetzt folgen Bestrahlung und Chemotherapie.

Psychologische Betreuung gäbe es jetzt, wegen des Brustkrebses.
Das brauche sie nicht, sagt sie. Sie sei 86 Jahre alt, und wenn es dann rum sei, sei es auch recht.

„Psychologe – einen Psychologen hätt ich gleich nach dem Krieg gebraucht.“

Und wieder gemerkt, wie tief das sitzt.

Freitag, 11. Juli 2025

Zynisch

Heute im Radio:
"Hilfslieferungen für Gaza sollen bald wieder anlaufen."

Und ich frage mich:
"Lebt da überhaupt noch jemand?"







Mittwoch, 28. Mai 2025

Beste

Böckels Beste sei das, also die Beste von Böckels. Ich bin ja Laie es scheint sich um eine Kette zu handeln, im Ruhrgebiet. Natürlich zeigt mir Google den Weg, nachdem wir tanken waren auf dem Rückweg von Norden. Eine schöne ordentliche Bude, mit 2 Damen besetzt auf dem Gelände eines Verbrauchermarkts in Gelsenkirchen.

Ich entscheide mich fürs Sparmenü, was ja für einen Schwaben wie mich selbstverständlich sein sollte. Zuerst fällt mir die Mutantenpappschale auf, die da über den Tresen geht, eine weisse Wurst im Darm, dazu die groben Frizz die heutzutage gereicht werden, Currysoße, Zwiebeln und Mayo ach und eine Getränkt 0,5 dazu. 

Spezial Spar Menü für 7,45 €   meine hiesigen Currywurstdealer würden Schnappatmung bekommen. 

Geschmeckt hat es super, was will man mehr als Curryholic 



Dienstag, 25. März 2025

gut so

Vor knapp vier Jahren hatte ich diesen Beitrag geschrieben:
Was wurde aus der Wahlrechtsreform (27.09.2021)
Damals standen wir bei 735 Abgeordneten.
Heute, 2025: 630.
Gut so.

Samstag, 18. Januar 2025

Almans

Über Kanal 5 im Bord-TV, über die Poolkamera, kann ich um 6:30 Uhr ein immer wiederkehrendes Spektakel beobachten: die Alman-Reservierungsschlacht.
Mit Handtüchern bewaffnet wird das persönliche Revier gegen die schier übermächtige Konkurrenz abgesteckt. Nach einem teilweisen Passagierwechsel ist das Rennen um die besten Plätze neu eröffnet.

Was macht einen guten Platz aus? Am Pool oder an der Reling? Backbord oder Steuerbord? Nähe zur Bar, vielleicht sogar noch besser: Nähe zu Bar und Raucherbereich? Ganz hoch im Kurs: die lauschige Couchatmosphäre ein Deck über dem Pool. Die Frage nach Sonnen- oder Schattenplatz stellt sich dabei übrigens nie. Zuhause gibt es schließlich genug Schatten, oder man weiß als heller Typ, dass man auf dieser Melanomplantage sowieso nichts verloren hat.

Doch nicht jeder Platz bekommt ein Gesicht – oder gar einen Besitzer. Manche Plätze bleiben den ganzen Tag unberührt. Es scheint, als sei die Reservierung selbst das eigentliche Vergnügen. Stolz genießt man aus der Ferne – bei einem Drink und einer Zigarette – den Triumph, während die Couch leer bleibt.

Am Ende bleibt nur die Frage: Wer hat mehr gewonnen? Der mit dem besten Platz oder der, der sich nie blicken lässt und trotzdem alles überblickt?


Freitag, 17. Januar 2025

Currywurstbotschafter

In der Dom. Rep. – wie wir Kosmopoliten oder auch ganz normale Touristen sagen – hört man Sätze wie: "Dom. Rep. ist besser als Malle, kaum teurer, und das Bier ist sogar besser und billiger." Heute hat unser Schiff in eben dieser Dominikanischen Republik festgemacht. Ganz nach dem Motto: Nur nichts wagen, keine Experimente bitte,  haben Wir uns in einen Beachclub kutschieren lassen.

2018 waren wir schon einmal hier – nur am Rande erwähnt.

Liege an Liege, fast kein Durchkommen, aber das hat mich nicht davon abgehalten, meine Mission als Currywurstbotschafter undercover fortzuführen.