Mittwoch, 20. August 2025

Humor ist keine Ausleihfrist

 

Neulich bin ich über eine alte Mail von 2013 gestolpert. Die Geschichte begann damals mit einer Postkarte der Stadtteilbibliothek.

Darauf stand sinngemäß:

„Bei der Rückgabe des Reiseführers fehlt die beiliegende Karte.“

Stimmt. Die Karte war weg.

Also habe ich zurückgeschrieben – so:


Betreff: Dumont Reiseführer „Grand Canaria“

Hallo Frau M., hallo restliche Stadtteilbibliothek, ups, da ist mir mit dem Reiseführer ein Malheur passiert. Nach längerem Überlegen bin ich zu der Vermutung gelangt, die Karte liegt aller Wahrscheinlichkeit nach in dem silbernen Polo mit dem spanischen Kennzeichen 8955 HSS, ein Mietwagen übrigens, in der Ablage der Fahrertür. Sprich, ich Dussel hab sie dort vergessen, verschlampert wie wir Schwaben dazu auch sagen. Da es mir in der Kürze der Zeit leider nicht möglich ist, nochmals nach Maspalomas auf Grand Canaria zu fliegen möchte ich Sie bitten, mir den Reiseführer samt Karte, übrigens ein ausgesprochen informatives Exemplar seiner Gattung, in Rechnung zu stellen. Bitte sind Sie so freundlich und nennen mir den Betrag, den ich Ihnen schuldig bin, sowie eine Kontonummer und ich werde Ihnen das Geld flux überweisen. In der Hoffnung, dass Sie mir trotz dieses Missgeschicks gewogen bleiben, verbleibe ich mit freundlichen Grüßen F. L. Fellbach

Ich fand das eigentlich eine ganz hübsche, selbstironische Lösung.

Die Antwort der Bibliothek fiel allerdings eher unter „Verwaltungsstil“:

„Bitte besorgen Sie ein neues Exemplar und geben Sie es vor Ort ab.“

 Kurz. Trocken. Humorlos.

Also habe ich tatsächlich ein neues Buch besorgt und brav abgegeben.



Heute – zwölf Jahre später – lese ich das wieder und denke:
Die Pointe lag auf dem Tisch.
Ein halbes Augenzwinkern hätte gereicht.

Aber offenbar gilt bei Bibliotheken:
Humor ist keine Ausleihfrist.

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