Sonntag, 30. Oktober 2011

Poser

Wir hatten noch fast eine Stunde bis die Veranstaltung begann. Drüben im italienischen Café gab’s noch Platz. Es gab sogar reichlich Platz. Wieso er mir da nicht gleich aufgefallen ist weiß ich nicht. In der Ecke, der Tüph. Die Nachfrage nach Eiskaffee ist so gering, dass es heute gar keinen gibt. Dann für mich auch einen Cappuccino, ja wie bei meiner Frau. Der Tüph telefoniert, er sitzt in meinem Rücken, ich hör in nur.

Namenlos mit “Hallo” meldet er sich, Sie muss ihn doch kennen, allein die Stimme. Er kommt gleich auf den Punkt, die hat sich heute bei ihm gemeldet, will nur noch ihre Stiefel bei ihm abholen, heute Mittag nur kurz. Was glaubt denn die ? Aber ihm ist es egal, Rad gefahren ist er dann, nein, gerade ist er nicht so in Form, über die Käffer, das Albtal entlang, nö, gemütlich, jetzt sitzt er im Café trink eine Latte. Ob sie nicht auch kurz vorbei…? Ja, schon klar, das Konzert heute Abend. Nein er hat erst als er das von den Stiefeln…, die glaubt doch nicht er hat nichts besseres zu tun als auf ihren Anruf zu warten. Klar war er Zuhause, die muss doch nicht glauben, dass nur weil er jetzt…, nein, beziehungsweise ja, abgekanzelt hat er die schon, ist aber auch klar… so einfach vorbei kommen wollen und die Stiefel abholen, klar ist er dann lieber Rad fahren gegangen. Ihm doch egal, dass die noch eine SMS mit “Danke dass du mir den Tag versaut hast” schrieb, ihm doch wirklich egal. Na dann, falls das Konzert nicht ist kann sie ja noch kurz vorbei…eher nicht, anschließend noch was vor ? Peter ? Dann bis die Tage.

“Hallo, Haalloooooooo, … Hallo ? Moment”

“Ja jetzt Hallo, jetzt hörst Du mich”, nach wenigen Worten entwickelt sich auch dieses Telefonat wie der Vorgänger. Ein “Moment” ermöglicht ihm es wild mit dem Latte Glas winkend Nachschub zu bestellen, wie ich bemerke als ich mich umdrehe. Wieso es ein Land nicht schafft, Radklamotten in Gaststätten zu verbieten bleibt mir ewig schleierhaft. Vermutlich hält sich der Tüph für eine Mischung aus Bono Vox und Louis Armstrong. Von Ersterem hat er windschnittigen gelben Gläser seiner Brille, die ihn auch jetzt noch vor Wind und Sonne schützen. Dass der richtige Radler unter die Radlerhose keine weitern Textilien zieht ist mehr als deutlich im breitbeinigen Schritt zu erkennen. Ihm doch egal, und wenn ? “Danke dass du mir den Tag versaut hast” wer denkt an ihn ? Wieso nur war mir schon vorher klar, dass ich ein angebissenes Obst auf der Handyrückseite sehen werde ? Er nervt, der Tüph

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