Samstag, 7. Dezember 2013

ähnlich

Mal abgesehen vom nahen Atomtod und dem verheerenden Waldsterben, der Umweltverschmutzung, dem NATO - Doppelbeschluss, der Erdölkrise, dem Umsturz im Iran...

Ein weiterer Grund, dass wir uns in den 80ern um das Erleben der Jahrtausendwende keinen Gedanken machen mussten war die Tatsache, dass unserer Jugend - auch zum Beispiel ich und meine Kumpels - nicht mehr miteinander sprach, somit auch dem Untergang geweiht war.

Richtig, wenn man die (damals) Alten so hörte: “die sprechen nicht mehr miteinander, jeder hat nur noch seinen Kopfhörer auf” - “die müssen sich nicht wundern wenn sie totgefahren werden die bekommen doch nichts mehr mit” - “die müssen sich nicht wundern, wenn sie alleine bleiben, wenn sie sich so abschotten...”. Der Untergang des Autors, der Jugend, wohl der ganzen Menschheit war gewiss, wenn diese Walkman Epidemie weiter so um sich greift.

Genau, der Walkmen® - dieser tragbare Cassettenspieler. Ein riesiger Klotz wenn man heutige Geräte sieht, mit Kopfhörern, die mit einem Bügel verbunden waren. Nicht die Earphones oder in Ohr Hörer wie man dann 10 Jahre später bei deren Erfindung gesagt hatte. Somit war auch jeder Walkmen®-Musik-Hörer gleich zu identifizieren, nicht die gezischelte Rock oder Discomusik (je nach Gusto des Trägers) sondern von weitem schon am Bügel über dem Kopf.

Wer was auf sich hielt und es sich leisten konnte hatte das Original, einen Sony Walkman® WM-2 - in schwarz. Natürlich in schwarz. Ich meine, dass das Ding damals 198,-- DM ! gekostet hat, eine unglaubliche Summe.

3 Jahr hat mich mein Walkman Schultäglich die 8 km mit dem Fahrrad hin- und 8 km mit dem Fahrrad zurück in die Schule begleitet. 1 Jahr lang 2xtäglich:“Ladies and Gentlemen… from funk rock Giorgia… Motheeeer’s Fineeeeest” als erstes Lied auf einer zusammengestellten Cassette, auf einer wegen der Qualität furze noblen und sau teuren (damals) BASF C90 CrMo II  - danach gab es den Führerschein und die Cassette war die meiste Zeit im guten Blaupunkt Coburg (mit Autoreverse) im marsroten Golf I unterwegs. Geblieben ist der Walkman, der da schon zwei drei Schrauben verloren hatte, sonst aber immer noch täglich im Einsatz war.

Was gab es schöneres im Winter einen verschneiten Hang im Tiefschnee zu durchfahren, mit heisser Rockmusik oder aber in diesem Fall auch mal mit a) dem Ritt der Walküre oder b) der Moldau oder einfach der c) Morning Mood aus dem ollen Peer Gynt ?

Sobald ich da keine Musik mehr hörte, hatte es mich wahrscheinlich so dermassen verspult, dass es beim Sturz den Walkman®ausgeschalten hatte und ich voller Schnee war.

Und auch da war natürlich der Walkman® der Inbegriff, des Vereinsamens, des in sich zurückziehen, da man die Musik ja auch nur alleine genoss.

Trotz alledem glaube ich natürlich, dass aus jedem von uns Walkman® Benutzern etwas geworden ist und wir uns zu einigermaßen passablen Fünfzigern oder Mittfünfzigern entwickelt haben.

Nur ein paar von uns schreien heute laut, “die (die Jugend) sprechen ja gar nicht mehr miteinander, die glotzen nur noch in ihr Handy....” - “die müssen sich nicht wundern wenn sie totgefahren werden die bekommen doch nichts mehr mit” - “die müssen sich nicht wundern, wenn sie alleine bleiben, wenn sie sich so abschotten...”

 

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P.S.

Klugschiss: der Plural von Walkman ist Walkmen, da im Englischen der Plural von Man nicht durch das angehängte ‘s’ gebildet wird sondern durch ‘Men’

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