Samstag, 24. März 2012

alt geworden

2012-03-24 22.13.54

Ja, alt geworden ist zumindest das Publikum. Kaum jemand unter vierzig fünfzig. Einige haben ihre erwachsenen Kinder mitgenommen, Oma und Opas werden auch darunter sein. Sowieso ist alles ein Tick spiessiger als bei den Veranstaltungen, die man sonst so besucht. Bei vielen der Gästen kann ich mir auch vorstellen, dass die zu Maffay oder sogar zu Wolfgang Petry gehen.

Bryan Adams in Nürnberg. In der Nürnberger Versicherung Arena in Nürnberg. Arena heißt in der Zwischenzeit jede bessere Schulturnhalle oder Gemeindehalle von Gschlachtenbrätzingen bis Zwiefalten. Egal, auch Nürnberg hat seine Arena. Nürnberg, weil das der Samstagtermin war. Ich hab einfach keinen Bock mehr am nächsten Tag zur Arbeit gehen zu müssen. Mädles Musik hätten wir früher gesagt, früher als wir noch viel viel cooler waren. Mädles oder heute Mütter / Großmüttermusik vielleicht. Oder Mainstream Rock, dies ein bissle höflicher.

Die Karten hatte die Gattin von mir zu Weihnachten bekommen, weiß ich doch wie sie auf den Kanadier steht.  Nette Halle, Sitzplatz (dem Alter geschuldet), verheerend geringer seitlicher Sitzabstand. Haben die nicht gehört, dass auch unser Volk immer fetter wird ? Noch fast eine Stunde bis 20.00 Uhr. Wir trinken noch was, günstiger als in Stuttgart. Die Chefin raucht. Wir begaffen das Volk, das weiter in die Halle strömt. Mainstream Chic, Mainstream Publikum.

Stutzig hätten wir werden sollen, als wir sahen, dass am Merchandise Stand auch eine “heather nova” CD angeboten wird. Von Support Act, von Special Guest stand nichts auf der Karte. Und doch – pünktlich um 20.00 Uhr – steht heather nova auf der Bühne. Bei den Kartenpreisen, ne überhaupt, brauch ich so etwas nicht. Ich mag die Bundle Deals einfach nicht. Hätt ich unbedingt heather nova sehen wollen hätt ich mir dafür Karten gesucht. Nun, es gibt Schlimmeres – genervt hat’s trotzdem.

Gute Luft in der Halle, das Rauchverbot wirkt Wunder. Kurz nach Neun geht’s dann endlich los. Der Meister mit Band beginnt das Konzert. Alt geworden ist er. Klar, das erste Mal dass ich ihn sah war vor bald 30 Jahren im Fernsehen, im Rockpalast. So jung kann er ja nicht bleiben, da hilft ein gewünschtes Eighteen till i die auch nicht. Wobei, alt geworden vielleicht auch negativ belegt ist. Reifer geworden vielleicht. Die Videowand direkt hinter der Bühne spielt die allermeiste Zeit die Bilder der Musiker auf der Bühne. Man erkennt die Falten. Ein strenger Scheitel, der mich – Achtung nur ein Bild ! – der mich an die Hitlerjugend erinnert oder zumindest an Robert Widmark. Fast schon wie ein Medley nahezu übergangslos die ersten drei Titel. Spärliche Ansagen, ein zaghaftes “Hallo Nürnberg”. Er muß keine neuen Titel vorstellen, kein neues Album promoten. In den letzten dreißig Jahren haben sich genug Hits angesammelt um die jetzt routiniert runter zu spielen.

Textsicher singt das Publikum mit. Die Stimmung in der Halle ist o.k. Baladen und die rockigeren Stücke wechseln sich ab. Kurzweilig ist’s. Alt geworden bin natürlich auch ich. Sitzplatz hätte es früher nicht gegeben. Ein Platz so weit hinten auch nicht. Heutzutage ist es aber auch so, dass durch den reichlichen Einsatz von Videotechnik auch noch in der hintersten Reihe jede Plombe und jeder Mitesser zu erkennen ist. Gesang, Gitarre und Schlagzeug. Die anderen Mitstreiter sind im Hintergrund. Nur mit Mühe erkenn ich den Bassist. Lustigerweise steht er am Ende des Konzerts noch genauso unbeweglich und festgewurzelt wie am Anfang der Show am gleichen Fleck.

Wie bei Stomp. Ein paar alte Waschmitteltrommeln, ein paar Pfannen und Topfe, genug für den Man hinter dem Drumset etwas weiter vorne Platz zu nehmen. Er bearbeitet das Equipment hervorragend. Mir gefällt so etwas sowieso. Dem restlichen Volk hats auch gefallen.  Dann etwas später “"When you’re gone”, das Duett normalerweise mit Mel C darf heute eine Chrissi aus dem Publikum mitsingen. Sie macht die Sache gar nicht schlecht finde ich. Netter Gag. Sie bekommt ein Tour-Shirt für sich und ihre Begleitung – immerhin.

Nach zwei Stunden nähert sich die Show dem Ende, noch kurz die Mitmusiker vorgestellt, dann sind sie weg. Schön, ich hatte in letzter Zeit auch schon Konzerte erlebt, die nach schon einer Stunde auf die Zugabe warteten. Herr Adams kommt dann nochmal auf die Bühne, spielt alleine noch zwei Titel, dann Hallenlicht an, aus ist’s. Ich war selbst über mich erstaunt, wie gut mir das mal wieder gefallen hat.

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