Samstag, 10. November 2012

Shades of whatever

Eine Zahnwurzelbehandlung. Sieben Weizenbier. Die Neujahrsansprache der Bundeskanzlerin. Es gibt so viele Dinge, die man einfach mal gemacht oder erlebt haben muss auch wenn sie schmerzhaft oder unangenehm oder so widerlich wie der Kater nach den sieben Weizen sind. Schon alleine mitgemacht haben um auch darüber reden zu können.

Jetzt bin ich sicher nicht die Zielgruppe von Frau E.L. James und ihrer “Shades of Grey” Triologie. Nein ich bin ganz sicher nicht die Zielgruppe von Frau James. Der Bestseller diesen Jahres ist aber nun mal dieses Pseudo Sadomaso Softerotik Geschreibsel einer englischen Altersgenossin meinerseits. Wobei - Softerotik vielleicht sogar ein bisschen Porno ? – könnte doch was für mich sein.

Ich hab es jedenfalls probiert und mal zu lesen angefangen. Bis Seite 251 von 337 hab ich es geschafft, dann hab ich kapituliert. Werde somit nie erfahren ob die gute Ana jetzt den Vertrag über ihre Unterwerfung unterschreibt, beziehungsweise wieso der unverschämt gut aussehende Christian eigentlich so ein Arschloch ist. Verheerend ist neben den logischen Ungereimtheiten aber vor allem die mehr als schlichte Sprache, dieses ewige wiederholen von Phrasen und Worten. 

Dank e-book habe ich mal eine Hitparade der beliebtesten Worte und Phrasen zusammengestellt. In umgekehrter Reihenfolge:

letzter Platz mit 6x füllt aus, ausgefüllt

Immer im Zusammenhang mit Sex und immer im Zusammenhang mit vollständig ausgefüllt, jeden Millimeter ausgefüllt. Vielleicht weiß die liebe Jungfer Ana nicht, dass es sich bei der Vagina um einen dehnbaren, muskulös-bindegewebsartigen Schlauch handelt, der jegliche “Gegenstände ?” vom Tampon über einen Penis bis zu im Extremfall einen Säugling umschließt und deshalb drum herum eher kein Platz mehr ist.

insgesamt 9x postkoital und somit vorletzter Platz

“Postkoitale Haare stehen mir nicht” – Lebensweise von der Protagonistin nach ihrer Entjungferung gesprochen.
postkoital – man kann sich’s herleiten post von nach und koital von Koitus. Was der Koitus mit den Haaren zu tun hat, man weiß es nicht; oder ist es da so youporn mäßig, “auf die Brüste, nicht in die Haare !”? Ausserdem:

  • postkoitale Zöpfe
  • postkoitale Erschöpfung
  • postkoitale Euphorie
  • postkoitale Behaglichkeit

 

4. Platz:  29x Unterleib

Immer Anas Unterleib, der sich meist durch ein Ziehen, bis dahin unbekannter Muskeln bemerkbar macht. Nie sind prämenstruelle Probleme damit gemeint. Schon bis zu ihrer Defloration ziehen sich diese Muskeln schon 5x in freudiger Erwartung - ohne über einen Erfahrungsschatz zu verfügen, da sie nicht einmal masturbationserprobt ist - zusammen. Danach wird der Unterleib und dieses Ziehen auch nur für das schier unersättliche sexuelle Verlangen der Hauptdarstellerin verwendet.

3. Platz: 37x Lippen kauen

mal abgesehen davon was man alles mit den Lippen anstellen kann, was auch beschrieben wird, wird immerhin 37x von Ana auf der Lippe gekaut.

2. Platz: 57x “innere Göttin”

Schizo ? Anas innere Göttin reichlich bemüht, ihr Überich, ihr Dr. Jekyll oder doch eher Mr. Hyde – oder Mrs. Robinson ? Ich weiß es nicht. Schwer erträglich wird das dann aber wenn diese Göttin im Abstand von 14 Worten 2 mal vorkommt.

Meine innere Göttin linst aus ihrem Versteck hervor.
»O nein, mein Bedarf an Exotik ist für heute gedeckt.«
Meine innere Göttin schmollt.

Gibt es keinen Lektor für so einen MIst, ist es im Original vielleicht besser und nur scheiße übersetzt ?

1. Platz, damit Sieger mit weitem Abstand: rot werden erröten

Nach dem hundertsten mal erröten, rot werden, tiefrot werden, feuerrot werden, habe ich es aufgegeben weiter zu zählen. Anastasia Steel ist nicht die stahlharte Frau, permanent ist sie damit beschäftigt rot zu werden. Ihr gelingt es in einzelnen Szenen mehrmals zu erröten. Nicht nur multiple Orgasmen, sondern auch ein Multiples-Chamäleon. Respekt !

dass sich der tolle Christian bis dahin 5x in das bis dahin zwecks Empfängnisverhütung genutzte Kondom und nicht wie die lebensweise Ana meint “in mich ergießt”  - geschenkt.

Und sonst ? Spontaner Sex im Bootshaus der Eltern hätt ich mir als junger Kerl schon auch vorstellen können. Das gebrauchte Kondom anschließend verknotet in der Jackettasche mit mir rumtragen – eher nicht !

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