Montag, 21. März 2011

Herzlichen Glückwunsch !

Spliff. Ende 1982, nachdem Spliff im Jahr 1982 mit 85555 und darauf Carbonara in Aller Munde waren, hab ich mir praktisch am Erscheinungstag und noch ungehört die 2. Spliff LP für 1982 gekauft.  Schon beim ersten Anhören, ahnte ich, dass ich da eine meiner besten Platten überhaupt zugelegt hatte. Durchgängig deutsche Texte, die für mich noch heute keinen Sinn ergeben, aber ein knackiger trockener Sound, viel elektrisch, nein für mich klang es ausschließlich elektrisch.
Schon das erste Lied, “Herzlichen Glückwunsch !” lies mich den Lautstärkeregler weit nach rechts drehen.  - Irgendwo im Keller, mitten in Berlin sitzt ein kleiner Junge und wartet auf Benzin - was soll der
Scheiß ? Auch die darauf folgenden Sätze ergeben keinen Sinn. Geil hört es sich trotzdem an. - Da spieln die Männer mit Papier und Frauen schrein am Strand - Nein, Herr Mitteregger muss da schon was besonderes geschluckt haben, als ihm das einfiel. Ich errinnere noch, dass ich dieses "Herzlichen Glückwunsch” gleich nochmal laufen lies, bevor ich mir die restliche Platte reinzog.
Danach “Augen zu”, eingeleitet mit dem Sequenzer gedudel, natürlich hochgradig elektrisch. Irgend wann in dem Strom der Worte, den Satz kann man es fast nicht nennen die Frage: - Nehm ich lieber einen Downer oder lieber ein Bier, Long Run von den Eagles, oder knutsche mit Dir ? - Hat dann den Nebensitzer in der Schule bewogen sich auch mal ne Platte von den Eagles zu kaufen und begeistert zu sein.
“Tag für Tag” arbeitet doch sehr mit A/B – Stereo, klingt auch am ehestes nach NDW, hat es bestimmt auch unter die Top 100 einer Hitparade geschafft um danach um dann von knackigen “Das Blech” gefolgt zu werden.
Das Blech verlangt dann nochmals eine Torsion im Uhrzeigersinn am Volume Knopf. Herwig Mitteregger hat sichtlich oder besser hörbar Spass an seinen Pads, an seinem elektronischen Schlagzeug. Da fliegt mir doch das Blech weg gefolgt von weiterhin wirren Sätzen, einem elektronischen Drum Solo, das man oder ich bis dahin noch nie auf einer Studio LP gehört hatte.
Anschließend, meine ich eine Geschichte zu erkennen, bei “Wohin Wohin ?”  geht’s da um 2 Kumpels, die 2 Autos überführen “quer durch Algerien”, für mich zur damaligen Zeit irrelevant, hatte grad den Führerschein und lang nicht diese Abenteuerlust oder nicht den Mut die Abenteuerlust zu leben.
es klingt abwertend, “B-Seite”, die Technologie der Schallplatte ist so ausgelegt, dass man beide Seiten abspielen kann, wenn man die Platte umdreht. Jetzt aber zu glauben, die B-Seite dieses Kunstwerks wäre minderwertig, sozusagen nur noch Füller ist ein Irrtum. “Es ist soweit” – die toten Tage dauern immer viel zu lang
“Herr Kennedy” – wir wissen nicht mehr weiter, wir haben den Krieg verloren – langsamer, Sprechgesang fast gerappt unterscheidet sich dann doch dadurch ein bisschen von den anderen Stücken.
So und dann wird’s langsam Endzeitmäßig, “die Mauer”, ganz leichte Erinnerungen an Deja Vu  - im fünften Stock am Baugerüst da hängt unser super Kran, einer ist der Chef bei uns, der darf den Kran auch fahrn.
Alles in Allem klingt die B-Seite für mich deutlich düsterer, abgedrehter, mit dem auf “die Mauer” anschließenden “S.O.S.” wird’s noch mal kurz tanz- und mitklatschbar, jedenfalls was man sich in den 80ern darunter vorgestellt hat.
Und ganz, ganz zum hier wirklich genialen Schluss das Beste, das, wenn ich richtig überlege beste Stück 1982:
Glaspalast
Wieder endzeitlich, fast bedrohlich, ja das Intro könnt auch gut in einem Psychothriller Verwendung finden. Angestrengte aber fast gehauchte Worte, getragen, verzweifelt, schon in den ersten Worten – jetzt sind die Tage endlich und ich bin viel allein - Langsam wird der Bass noch bedrohlicher
- hunderttausend Männer ziehen bald wieder los, suchen jeden Tag ne neue Schlacht -
General lacht leise, Du jetzt hol ich dich -
dann nach einem kurzen Trommelwirbel:
- am Tag war ich Dein Killer mit Geld vom Glaspalast, Manche fallen auf die Knie, ich hab sie tot gemach -
- einmal wollt ich leben und wusste nicht mehr wie -

und wieder A/B Stereo

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