Samstag, 24. Dezember 2011

6 mm

Im Vergleich zu Mädels hab ich keinen Frisör, also nicht “mein Frisör”, auch keinen Udo oder Siggi. Nein, wenn ich vor lauter Langeweile nicht mehr weiter weiß geh ich zum nächst besten Frisör. Gut, oft zum gleichen Laden in Schmiden aber dort auch einfach zu der Scheren- oder Rasierapparat- Künstlerin die gerade Zeit hat.

Vor Jahrzehnten war ich sogar mal in Cannstatt beim Bahnhofsfrisör, dies aber eine einmalige Angelegenheit, weil ich damals auf dem Stuhl doch um mein Leben fürchten musste. Wie ich feststellen musste hieß nicht das Parfüm Aspach, sondern die Mundspülung des Meisters. Auf seine mehrmalige Aufforderung nicht so zu wackeln konnte ich nicht eingehen, vielmehr lag es wohl daran, dass der ganze Laden zu schwanken schien. Dies war aber eine Ausnahme.

Heute Heiligabend vormittags war ich mal wieder im Haarkürzungstempel meines Vertrauens. Zwei der Scherenschnäpfen stehen vor dem Laden und rauchen, viel los ist heute wirklich nicht, bin schon am überlegen immer nur an Heiligabend zu gehen. “Guten Tag, ziehen sie doch bitte die Jacke aus und nehmen gleich hier Platz”, so schnell ging’s wirklich noch nie. Da ich bei einer Billigfrisörkette gelandet bin werd’ ich nicht nach einem Getränkewunsch sondern schlicht und einfach “…mit oder ohne waschen ?” gefragt. “Ohne”, ich will die Haare doch wie gewohnt auf 6 mm abrasiert haben, mehr nicht.

“Und ? Was sollen wir machen ?” da Madame nicht Gedanken lesen kann ist die Frage ja legitim. Jetzt kommt meine große Stunde “Abrasieren auf 6 mm” und dann dass nicht wie immer doof gefragt wird “die zweite Stufe am Rasierer”. Mit dieser Aussage hoffe ich, wie immer vergeblich, hoffe ich doofe Nachfragen zu verhindern.
"6 mm ist ganz schön kurz, wissen Sie wie das aussieht ?"
Natürlich weiß ich wie das aussieht, sonst hätt’ ich’s ja nicht gesagt.
"Das wird ganz schön kalt, es soll ja sowieso noch kälter werden"
Ich weiß, wie kalt das wird und murmle das schon Alles o.k. ist
"Ich mach jetzt mal 9 mm, dann sehen Sie erst mal wie kurz das ist"
"Nein, Nein und nochmal Nein, ich weiß wie das aussehen wird, weiß wie kalt das sein wird, bitte machen Sie gleich 6 mm"
Leicht schockiert über meinen Ausbruch begibt sich Madam ans Werk. Das Happyness Radio spielt “Last Chrismas”, ich kann dem Gedanken einer öffentlichen CD Verbrennung etwas abgewinnen. Madam arbeitet, ich versuch kurz wegzudösen. Madam bemerkt und verhindert es.

"Und wie verbringen Sie den heutigen Tag ?"
Ich kann den Impuls unterdrücken und sage ihr nicht, dass wenn sie mich jetzt noch weiter reizt, dass der heutige Tag wohl ihr letzter war.
"Wie üblich", wobei die Tuss wirklich nicht wissen kann, was üblich ist, somit schiebe ich noch ein "mit der Familie" nach.
Sie auch, und das Gespräch endet

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