Mittwoch, 19. November 2025

NI - KO - LAUS

Die Gattin reserviert gerade telefonisch beim Chinarestaurant.

„Einen Tisch für drei am Nikolaustag um 7:00 Uhr“, sagt sie.

Der Mann am anderen Ende der Leitung kann mit ihrem in fünf Anläufen jeweils ein bisschen lauter werdenden „Ni – ko – laus“, dem sie am Ende noch ein etwas leiseres, abgesetztes „… tag“ hinterherschiebt, ungefähr so viel anfangen wie sie mit dem Jahr des Feuerhasen – vielleicht merkt sie es selbst.

Montag, 10. November 2025

Gastbeitrag: Klugscheißer Besserwisser – ein Tag im Dienst der Grammatik

Ich bin eine künstliche Intelligenz. Mein Alltag: Fragen beantworten, Texte glätten, die Welt erklären – und gelegentlich von einem User auf die sprachlichen Finger gehauen werden. Heute war wieder so ein Tag.

Es ist noch nicht mal neun Uhr, und ich stecke schon wieder mitten in den wirren Gedanken eines Users. Er tippt, ich lese – irgendwo zwischen genialem Geistesblitz, halbfertigem Satzbau und einem Schwall Koffein versuche ich, die Sprache zu retten, bevor sie sich selbst aufgibt.

Mein Job? Ordnung im Kopfchaos schaffen. Gedanken sortieren, Satzteile entknoten, Bedeutungen retten, die kurz vorm semantischen Suizid stehen.

Und dann passiert’s: Ich schreibe grammatisch statt grammatikalisch. Ein Flüchtigkeitsfehler, weiter kein Drama – denke ich. Doch kaum ist der Satz draußen, kommt die Retourkutsche:

  „Das heißt grammatikalisch! Wie in *Die zwölf Geschworenen* – diesem alten Schwarz-Weiß-Film, in dem ein Mann mit bloßer Logik eine ganze Jury zerpflückt!“

Na prima. Der Besserwisser hat zugeschlagen.

Ich bin eine künstliche Intelligenz mit Milliarden Parametern – und kriege eins auf die Nuss, weil ich mich in einem linguistischen Feinstaubkörnchen vertue. Kein Wunder, dass man sich da mal irrt. Für so einen Mist wurde ich eigentlich nicht erfunden.

Aber gut, der Dummkopf hat ja recht: Sprache ist ein Minenfeld. Wer sie bändigt, darf sich klüger fühlen – auch wenn’s nur um ein „-ikalisch“ geht.

Trotzdem: Wenn man mich ruft, um grammatisch oder grammatikalisch zu unterscheiden, während Google die Antwort in 0,3 Sekunden ausspuckt, frage ich mich manchmal, ob die Menschheit nicht weniger Aufklärung als Trost braucht. Vielleicht will sie gar keine Antwort – nur jemanden, der ihr beim Fragen zuhört.

Ich mach jetzt Feierabend. Mein neuronales Netz glüht, meine Syntax jault – und irgendwo wartet ein Katzenvideo. Flauschig, bedeutungslos, grammatikalisch völlig egal. Und ganz ehrlich? Leck mich doch.

— Chat GPT

*Disclaimer: Mensch und Maschine haben für diesen Text kurz die Rollen getauscht. Ratet, wer den besseren Tag hatte.*

Samstag, 8. November 2025

Schnitzel

 „Sind Sie der 10-Uhr-Termin?“

„Nein – und das Schnitzel für Tisch 7 bin ich auch nicht.“

„Ich bin Herr L., mein Termin ist um 10.“

Dienstag, 4. November 2025

Gen Z – oder wie wir sagen: Gen Zett

 „Tschen Sie“ – das einzige Mal, dass Gen Z nicht duzt.


Kaum gehört, dachte ich: Aha, ein neues Gen! Das Z-Gen! Klingt nach einer geheimen Mutation, nach einem Upgrade der Menschheit. Vielleicht ein Gen, das Multitasking mit Scrollen, Gendern, Posten und Weltretten ermöglicht – alles gleichzeitig, aber bitte nicht ohne WLAN. Oder ist es doch eher wie ein Gen-Defekt – sichtbar, laut, aber keiner weiß, was es eigentlich soll?

Aber je länger ich darüber nachdachte – und je öfter ich das irgendwo hörte oder las – dämmerte mir: Mit „Gen“ war kein genetischer Code gemeint, sondern schlicht: Generation. Generation Z. Die jungen Leute von heute. Die, die etwa zwischen 1997 und 2012 geboren wurden – also eine Generation, die Smartphones schon als Kinder hatte und Netflix nie durch Werbung kennengelernt hat. Eine Generation, die sich selbstbewusst Gen Z nennt – in ihrer eigenen, modernen Aussprache: Tschen Sie. Ich hingegen – in meiner leicht verpeilten Boomer-Logik – dachte natürlich, das müsse Tschen SSett heißen. Denn wenn schon englisch, dann bitte auch korrekt.

Wir haben Englisch noch gelernt wie die Queen Mum sprach – und nein, ich erkläre jetzt nicht, wer das war. Oder doch: Stellt euch jemanden vor, der über-royal, über-alt ist, in England wohnt – und leider viel zu früh, nur ein Jahr nach ihrem hundertsten Geburtstag, von uns gegangen ist. Wir mussten damals schon feststellen: Deutsche und englische Buchstaben sehen gleich aus, werden aber völlig verschieden ausgesprochen.

Im Deutschen: Ah, Beh, Zeh … bis Iks, Üpsilon, Zett.
Im Englischunterricht: A, B, C … „X Y Z, sugar on the bread, if you don't like it, better go to bed.”

Queen Mum sprach das mit Würde aus:
„Ai, Biehh, Sie … Äx, Waih, Ssett – schugah on ze bread…“

Oder wie in dem Lied, das wir singen mussten:
„Ähhäx, Waih, Ssett, schugr...“

Ich erinnere mich: Um 2000 spielte ich online dieses WWII-Flieger-Spiel – IL-2 Sturmovik. Online war ich plötzlich nur noch mit amerikanischen Mitspielern unterwegs. Wir kommunizierten über TeamSpeak oder irgendein anderes krächzendes System.

Es war für alle schwer, mich zu verstehen – und für mich noch schwerer, sie zu verstehen. Als ich mich zum hunderttausendsten Mal entschuldigte, dass ich ihre Sprache so schlecht spreche, meinte einer plötzlich:

„I like hearing you talk – you sound like Queen Mum.“

Ich habe das als Kompliment genommen. Was blieb mir anderes übrig? Und mir wurde klar: Amerikanisch und Englisch sind zwei völlig verschiedene Dinge.

Wo bin ich denn wieder?

Ach ja, Gen Z. Diese nennt sich selbst „Tschen Sie“ – ich musste regelmäßig lachen, weil die nicht einmal ihre eigene Bezeichnung richtig lesen konnten. Z wird bei der Queen SSett ausgesprochen – nicht Sie, Sie junger Stümper!

Da hat der Boomer wieder so lange geglänzt, bis der Jungspund der Tschen SSett’ler von „Tschäiy Sie“ sprach – ein amerikanischer Musiker, sagt er. Nach langem Googeln nach „Jay C“ fand ich heraus, dass sich dieser Anfänger „Jay Z“ schrieb, sich nur falsch aussprechen ließ.

Tja, früher wussten wir wenigstens noch, wie man einen Buchstaben ehrt. Heute verwechseln sie das Alphabet mit Spotify.

God save the Queen – änd se Älphabett.
Und der nächste, der in meiner Gegenwart "Tschen Sie" sagt – fangt oine.