Neunte Klasse, neuer Klassenlehrer ein Haßobjekt erster Güte,
kommentiert die fehlenden Hausaufgaben mit dem Satz: “Da war es wohl
wichtiger sich die Tokyo Tapes zu besorgen”. Mit dem Satz konnte er
sich selbstverständlich nicht bei mir anbiedern, immerhin veranlasste er
mich dazu in der Bekanntschaft rumzufragen, wer wohl diese Tokyo Tapes
besitzt. Beim Vetter wurde ich schnell fündig und durfte mir das Album
auf eine Cassette überspielen. Diese Cassette, eine quitschgelbe AGFA
C90 wurde von aussen noch mit schwarzer Lackfarbe bepinselt und wurde
von Stund an ungefähr eine Million mal abgespielt. "He’s a Woman, She’s a
Man"; "We’ll burn the Sky" und natürlich "Kojo No Tsuki" wurden immer
und immer wieder gehört. Ein Meilenstein in meiner musikalischen
Sozialisation.
Jahre später, ich glaube 1997 anläßlich des Tags der deutschen Einheit
in Stuttgart gaben die Scorpions in der Villa Berg ein “Probekonzert”
vor ein paar Menschen, bei dem ich dabei sein durfte, sensationell !
Dann 2 Jahre später traten die Scorpions von gefühlten einhundert Leuten
in der mit schwarzen Vorhängen abgehängten Schleyerhalle auf, peinlich.
Seit “Wind of Change” und seiner nach Hause ausgerichteten Schildmütze,
scheint mir der liebe Herr Meine auch unter einem “Niedecken, Bono,
Maffay, Engler” Syndrom zu leiden, d.h. seine Fresse in jede mit einem
roten Aufnahmelicht versehene Kamera zu halten, sich zu beklagen, daß
man nicht vor Zweitausend Jahren auf der Welt war und nicht ans Kreuz
genagelt wurde, das Leid der Welt auf sich zu nehmen und zu jedem Thema
seine Meinung kund zu tun. Neuerdings, auch sehr beliebt sieht man ihn
dann auf SAT1 in irgend einer Hitparaden (Chart) Schau (Show), nur noch
peinlich.
Und so muss man für sich oft erkennen, daß die Idole der Jugend über die
Jahre nicht bestehen können und oftmals über die Zeit eher peinlich als
verehrungswürdig werden.